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In Salisbury, einer Kleinstadt südwestlich von London, in der sich fünf Flüsse kreuzen, kommt es zu einem Autounfall. Ein Mann fährt eine Frau auf einem Motorrad an – und drei Menschen sehen zu. Fünf Schicksale kollidieren.

Diese fünf Personen erzählen: von dem Unglück, ihrer Stadt und den Kämpfen, die sie mit dem Leben ausfechten müssen. Eine Floristin, ein Schuljunge, ein verwitweter Farmer, die Frau eines Offiziers im Afghanistan-Einsatz, ein Nachtwächter – sie alle sind Einsame wie Suchende, die sich angesichts des Unfalls ihren eigenen, ganz privaten Katastrophen stellen müssen.

Der junge Brite Barney Norris schafft Figuren, die einem mit ihrer Trauer und ihren Ängsten gefährlich nahe kommen. Die Dramen des Alltags überführt er in einen dichten, sprachmächtigen Roman. Dieser besondere und hochintelligent komponierte Text wirkt lange nach und ist bei aller Emotionalität nie pathetisch. ›Hier treffen sich fünf Flüsse‹ zeigt, dass Barney Norris zu den wichtigsten Stimmen seiner Generation zählt.

 

 

Autor

© Jay Brooks

 

BARNEY NORRIS wurde 1987 in Sussex geboren und ist in Salisbury aufgewachsen. Seine Theaterstücke ›Visitors‹ und ›Eventide‹ wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet. ›Hier treffen sich fünf Flüsse‹ ist sein Debütroman.

 

JOHANN CHRISTOPH MAASS, geboren 1973, lebt als freier Lektor und Übersetzer in Berlin. Zu den von ihm ins Deutsche übertragenen Autoren gehören Jonathan Lethem, Darin Strauss, Chad Harbach und Matt Burgess.

Barney Norris

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Hier treffen sich
fünf Flüsse

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Roman

Aus dem Englischen von
Johann Christoph Maass

Für Charlie

Wir erwarten nicht, dass sich die Menschen von Dingen bewegen lassen, die nicht ungewöhnlich sind. Jenes Element des Tragischen, das gerade in der häufigen Wiederholung liegt, hat sich noch nicht bis in das grobe Gefühlsleben der Menschheit vorgearbeitet; und so, wie wir veranlagt sind, würden wir vielleicht auch kaum viel davon vertragen.

 
George Eliot, Middlemarch

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Ein Turm
wie ein brennender Pfeil

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Lange bevor der im Tal vor sich hinplätschernde Ärmelkanal anschwoll und aus England eine Insel machte, bevor die ersten Siedler eintrafen und begannen das umliegende Land in Besitz zu nehmen, von Höhenweg zu Berg zu Hügel Baumstämme verlegten, um Pfade in die Sumpflandschaft zu schlagen, ereignete sich im grünen Süden Wiltshires etwas höchst Merkwürdiges. Durch eine listige Eigenart des Geländes fanden die Flüsse, die heute unter den Namen Wylye, Ebble, Nadder und Bourne bekannt sind und durch ebendiesen Landstrich flossen, alle ihren Weg durch denselben Abschnitt des zur Überflutung neigenden Gebiets in den Avon, fielen aufgrund des hinterhältigen Gefälles jener Auen übereinander her, die sich heute Abend vor mir erstrecken. Es trafen sich also fünf Flüsse in einem bewaldeten Flachland, und unter der Last der Wassermassen passierte etwas absolut Außergewöhnliches. Die Welt schreckte auf, von diesem Zusammenfluss der Wasserläufe tief erschüttert, erhob die Stimme und entließ helle Töne in den blauen Himmel. Ein mächtiger Akkord erklang tief im Herzen Englands, und durch die Wasseroberfläche brach sich ein Gefühl Bahn wie ein Lichtstrahl, der Wolken durchstößt. Die Erde war erwacht und lebendig und staunte angesichts all der Sinneswahrnehmungen, die sie überkamen.

Jahrhunderte vergingen und die Menschen entdeckten dieses Wunder im grünen Süden der Insel, entweder wenn sie zufällig vorbeikamen oder durch den Klang angezogen wurden; diesen einmaligen Zusammenfluss von Wassern, der den Gesang der Erde erklingen ließ. Jedenfalls kamen die Menschen und es ist belegt, dass sie ihn vernahmen. Ein ums andere Mal versuchten sie, ihn zu beschreiben und ihm eine Gestalt zu geben.

Der erste Versuch war Woodhenge. Man kann es noch immer besichtigen. Dort sind die Überreste eines hölzernen Kreises zu sehen, den jemand inmitten einer Lichtung ausgelegt hat, dem Ruf folgend, seinem Bedürfnis nach Anbetung nachgebend. Der Ort ist von Bäumen und Hügeln umgeben. Steinkreise kreuzen den aus Holz. Es gibt eine Teestube für Besucher. Die Nachkommen der frühen Siedler zogen in den nächsten Jahrtausenden weiter, sie wollten dem Gefühl, das die Landschaft in ihnen auslöste, einen dauerhafteren Ausdruck verleihen, als das mit Holz möglich war.

Als Nächstes bauten sie Stonehenge, einige Kilometer weiter südlich. Ein Monument von ägyptischen Proportionen. Riesige Felsbrocken, aus den Tiefen der walisischen Hügel herausgebrochen und bei Dauerregen durchs halbe Land herangeschleppt, um dann opak im Nirgendwo zu stehen, einsam wie die Osterinsel, gestrandet auf dem weichen grünen Brötchen von einem Hügel. Alle Welt fragt sich, wozu es wohl genutzt wurde. Das Mysteriöse muss Teil des Konzepts von Stonehenge gewesen sein. Die Krux bei Stein ist ja, dass man nicht zum Kern vordringen kann. Er starrt einfach vor sich hin, während sein Geheimnis unangetastet und unantastbar bleibt. Dieses Steingebilde rief Millionen von wie zufällig miteinander verbundenen Geschichten ins Leben, die heute rund um den Ort noch immer aus dem Boden sprudeln. Es ließ ein ganzes Universum an Fantasien, freien Assoziationen und Ritualen entstehen. Aber die Geschichten und Sonnenwendfeiern, die Teil des Stonehenge-Mythos sind, sind lediglich Partikel des großen Gesamtphänomens. Nurmehr neue Liedverse jenes Gesangs, der in den Flüssen geboren wurde, stets neue Wege sucht und sich schließlich ganz anders materialisiert, jetzt vielleicht in Geschichten seinen Ausdruck findet, sich aber noch immer wie ein Fluss verhält, den Weg des geringsten Widerstands verfolgt und so schließlich in aller Munde landet.

Die nächste steinerne Wiederkehr des Gesangs war eine Kathedrale, erbaut in der Mitte einer auf einem Hügel gelegenen Festungsanlage. Die Männer und Frauen, die Stonehenge gehuldigt hatten, waren längst verblichen, als dieses Bauwerk ein paar Kilometer weiter südlich errichtet wurde. Jemand anders musste den Flüssen gelauscht und begriffen haben, dass hier ein Leben zu leben war, und hatte den Grundstein gelegt. Old Sarum, die erste Stadt, die hier aus diesem Impuls heraus errichtet wurde, war eine Garnisonsfestung, deren Mauern eine Gruppe von Männern einschlossen sowie die Betten, in denen sie schliefen, die Feuer, die sie am Leben hielten, und die Kathedrale in der Mitte. Wie bereits zuvor, war es auch hier die Andachtsstätte, die dem Gesang in der Luft und dem konsonanten menschlichen Verlangen, den Blick emporzurichten, sich in größere Zusammenhänge hineinzuimaginieren, die Unermesslichkeit der Welt um sich herum sowie die in der Natur verborgenen Konzepte zu erkennen, die treffendste Gestalt verlieh. Daher organisierte sich diese noch neue Gesellschaft mit den ihr eigenen Konflikten auch rund um diesen hochaufragenden Turm herum.

Die erste Kathedrale stürzte ein und wurde durch eine zweite ersetzt, die aus einem Großteil der alten Steine am selben Ort errichtet wurde. Aber Klerus und Militär passen im Allgemeinen nicht recht zusammen, und so dauerte es nicht lange, bis die Kirche sich mit den Soldaten entzweite. Die Spannungen wuchsen, das Zusammenleben auf dem Hügel wurde untragbar, und also entschieden, die Kirche solle umziehen. Und an diesem Punkt erreicht die Abfolge von Strophe auf Strophe, die ich beschrieben habe, ihren Gipfel in der Schlusszeile. Das Ausschlagen von Spross um Spross entlang dieser Ranke in jedem Frühling, das Annehmen immer neuer Gestalt, so wie Kohle sich beim Brennen permanent verändert – dass also Woodhenge, Stonehenge und die Kathedralen von Old Sarum versucht hatten, der Musik der Landschaft eine Gestalt zu geben –, führt uns nun zum Höhepunkt unserer Geschichte, wo die Kathedrale von Salisbury aus den Myriaden verworfener Entwürfe auftaucht und als die beste Versinnbildlichung der sie umgebenden Welt schließlich in die Höhe schießt.

Die Protokolle, die das Treffen dokumentierten, bei dem die Entscheidung gefällt wurde, die Kathedrale zu versetzen, sind verloren, aber irgendjemand, der ihr Fehlen als Leerstelle der Geschichtsschreibung erkannt hat, hat eine Legende erdacht, die nun ihren Platz füllt. Danach soll der Bischof der zweiten Kathedrale von Old Sarum am Tag dieser Entscheidung Pfeil und Bogen zur Hand genommen, dagestanden und ins Land hinab geschaut haben. Dann habe er verkündet, er werde nun schießen und dort, wo der Pfeil lande, werde man das neue Monument errichten. Er war natürlich von der gleichen Großspurigkeit befallen, welche die meisten Männer lähmt. Als er den Pfeil abschoss, schob sich, wie um ihn daran zu erinnern, dass nicht er über die Welt zu seinen Füßen zu bestimmen habe, nie hatte und auch nie haben werde, ein weißer Hirsch zwischen Pfeilspitze und Boden, und der Bischof beobachtete, vielleicht geknickt, sicherlich aber gebannt, wie der Pfeil in dessen Lende eindrang. Das entsetzte Tier lief noch fast fünf Kilometer weiter, bevor es inmitten der Talaue verendete, südlich von Old Sarum, dort, wo jene fünf Flüsse sich trafen.

Nirgendwo wäre das Bauen beschwerlicher gewesen. Die Fundamente ließen sich lediglich knappe fünfzig Zentimeter versenken. Aber man baute trotzdem, und nach nur fünftausend Jahren – nach Maßstäben der Geologie nicht viel mehr als ein Blinzeln – hatte der Gesang der Erde die Menschen, die mehrfach ihre eigene Version des Liedes über das Land verteilt errichtet hatten, über Stonehenge und Old Sarum zur Quelle der Musik selbst geführt, gut zwanzig Kilometer südlich von Woodhenge. Er hatte die Menschen eingeholt. Und da sagen die Leute, Jesus sei ein Menschenfischer gewesen.

Unter großen Mühen und mit viel Liebe wurde die Kathedrale von Salisbury errichtet. Sie ruhte auf Fundamenten, die eigentlich nicht hätten halten können. Ein Turm wurde gebaut, praktisch dem Einsturz geweiht, und die Säulen im Herzen des Hauptschiffs bogen sich und sirrten wie ein Baum nach dem Regen, wenn das Wasser noch vom Baumkronendach fällt, lange nachdem es sich längst aufgeklärt hat.

Im Schatten des Bauwerks erblühte Leben, eine Stadt, die man zunächst New Sarum nannte, bis sie schließlich unter dem Namen Salisbury bekannt wurde. Ereignisse von historischer Tragweite blitzten in den Straßen auf, Paare fanden sich, heirateten und wurden zusammen alt, es gab gute Ernten oder sie blieben aus, Falken nisteten im Turm, und wegen der Erfindung des Flugzeugs musste immer eine Glühbirne in der Turmspitze brennen, weshalb hin und wieder jemand hinaufklettern und sie auswechseln musste. Die Immobilienpreise stiegen und stiegen immer weiter, schließlich ins Astronomische, zu viele Menschen starben am Alkohol, und junge Männer und Frauen verliebten sich, und mancher Sex war gut, mancher aber auch nicht der Rede wert. Und immer war der Gesang zu hören. Fünf Flüsse flossen ineinander, und um das zu feiern, sang die Erde aus voller Kehle, eine Musik, die sich in den Kleinigkeiten des Alltäglichen versteckte, in den Schritten der Tausenden von Bewohnern, dem Klingeln der Registrierkassen, dem hoch aufragenden Traum des Turms.

Und noch immer ertönt der Gesang und findet neue Wege des geringsten Widerstands ins Meer und in den Himmel.

Die Kathedrale von Salisbury ist das schönste Gebäude, das ich kenne. Damit meine ich gar nicht so sehr ihr Aussehen. Gebäude sind nicht aufgrund ihrer Formgebung oder Strukturen schön, der Ziegel oder Steine, aus denen sie bestehen. Wodurch sie bestechen, das sind die Ideen, die Träume und Sehnsüchte, die sie einschließen. Es sind Denkmäler für die Leben jener Menschen, die sie erschufen, die Geld sammelten, um Wände zu errichten, und die diejenigen begruben, die vom Gerüst fielen. Was ich sehe, wenn ich mir anschaue, wie die Kathedrale die Luft zerteilt, ist das Schaubild eines Gebets, die Hoffnung, die ich tief im Innern empfinde, zum Ausdruck gebracht in diesem Turm, der wie ein brennender Pfeil hinaufschießt in den Himmel, uns anhält, über den heutigen Tag hinauszuschauen, die Größe, Offenheit und Ruhe der Landschaft zu sehen und anzuerkennen, dass etwas existiert, das größer ist als wir. Uns auffordert, stehen zu bleiben und nachzudenken. Und von uns verlangt, den Blick von uns selbst abzuwenden.

Ich habe nun ein Jahr lang jede Nacht diesen Turm angestarrt, und ich glaube, es ist das stimmigste Bildnis der menschlichen Seele, das ich kenne. Von diesem Aussichtspunkt hier kommt es mir so vor, als sei die Stadt um ihn herum errichtet worden, wie um zu illustrieren, wie unser aller Alltag – die Tassen Tee, Gänge zum Briefkasten, Telefonrechnungen und Kartoffelschalen – durchdrungen wird von einer herzzerreißenden und außerordentlichen Liebe. Dass da in uns allen ein Gesang darauf wartet, gesungen zu werden, der ebenso überwältigend und schwindelerregend ist wie die Spitze der Kathedrale. Hierin liegt die geheime Bedeutung dieser kleinen Stadt, wo der Turm hoch in den Himmel ragt, wo Flüsse und Geschichten sich verweben und Lebenswege einander kreuzen.

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Die andere Stadt

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Ein Weg, mir ein bisschen was extra zu klemmen, sind die Beerdigungen. Weil, bei Beerdigungen gibt es ja immer Blumen, oder nicht? In meiner Branche hat man ’ne ganze Menge mit Toten zu tun. Genau wie man ’ne ganze Menge mit Bräuten zu tun hat und Ehebrechern und all solchen. Geht um extreme Sachen, beim Blumenverkaufen, deswegen haben die auch so heftige Farben. Nämlich dann kaufen die Leute welche – wenn was Großes los ist, oder was Beschissenes. Wenn’s bei mir am Morgen brummt, weiß ich schon, war entweder ein Autounfall, oder es ist Valentinstag und schon wieder hat mir keiner ’ne Karte geschickt. Ich war nie eine von denen, auf die die hübschen Jungs gestanden haben, selbst in der Schule nicht. Aber was soll man da schon groß machen? Ich mach einfach weiter, so hab ich’s schon immer gemacht.

Ich hab mich erst mal mit ein paar Leuten angefreundet, nachdem ich den Stand gekriegt hab. Ohne Stammkunden kommste nicht weit. Du brauchst konstanten Umsatz, damit’s läuft. Hab in ein paar Kirchen Blumen arrangiert, hab ein paar Omas bezirzt, paar Vikare. Ich hab ’ne Reihe Bestatter gebumst, und das hat sich so weit auch gelohnt. Man sagt zwar, es blieben die loyal, die man nicht fickt, aber sie zu ficken ist zumindest eine gute Methode, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die Info mal frei Haus obendrauf.

Heute also habe ich bei dem letzten Ritt dieses kleinen alten Knackers in den Sonnenuntergang mitgeholfen, oder in die ewigen Jagdgründe. Das war in St. Martin, diesem hübschen kleinen, zugigen Ding am Stadtrand, mit seiner entzückenden alten Chorschranke, die sie während des Bürgerkriegs versteckt haben. Es ist ulkig, wie nah an einem dran sich Geschichte anfühlen kann, wenn man an so einem Ort ist. Man steht da und kann sich ein Teil angucken, das die Menschen im 17. Jahrhundert versteckt haben, damit es keiner zu Kleinholz macht, und das war mehr oder weniger die letzte Sache von Bedeutung, die dort passiert ist. Und das hätte genauso gut gestern sein können.

Ich glaube, der Vikar von St. Martin haut die Leute gerne über’s Ohr. Er hat der Witwe das Komplettpaket angedreht, mich Lilien ringelpopingelmäßig um den Sarg wickeln lassen, aber zur Trauerfeier erschien dann niemand groß. Nur die Familie, arme kleine Trauerklößchen, und man sah auf dem Foto, das sie auf den Sarg stellten, dass er fit wie ein Turnschuh gewesen war, noch kurz bevor irgendwas passierte und er welkte, verblühte, zerfiel oder verfiel, wie immer man auch sagen will. Zwölf insgesamt, ein dreckiges Dutzend, die in ihre dreckigen Taschentücher schnieften. Das ist wirklich verflucht traurig, so ’ne leere Beerdigung. Der Vikar hatte ihnen einen Organisten untergejubelt, der Chopin dudelte, und jemand hatte ihnen einen Jetzt-ist-auch-scheißegal-Sarg verkauft, das alte Mädchen sah allerdings nicht so aus, als könnte sie ihn sich leisten – was sind noch mal die besten, die aus Eiche oder Mahagoni? –, und sie selbst saß heulend in ihrem beschissenen Begräbnisaufzug da. Sogar die Leute aus Wiltshire sehen mitunter nicht halb so zurückgeblieben aus.

Ich blieb den Gottesdienst über, weil ich die Musik mag, sie ist so schön verträumt, und die Familie lächelte und fragte nicht, wer zum Henker ich eigentlich bin. Die Menschen in England sind derart beschissen verängstigt-zugeknöpft-Stock-im-Arsch-unter-allem-begraben, dass man auf der Beerdigung eines Fremden sitzen kann, und niemand fragt einen, woher man ihn kannte.

Zum Begräbnis selbst bin ich nicht gegangen, geschweige denn zur Totenwache. Geht mir nicht darum, mich runterziehen zu lassen. Mir gefällt, was gesagt wird, und die nette Traummusik.

Als alles gelaufen war, klaubte ich mir meine Almosen aus der schwitzigen Handfläche des Hochwüh, seiner bloßen Handfläche, so hingehalten, als sollte ich daran lecken, als wäre ich ein Pferd und er würde mich mit Möhren füttern. Den Arsch soll man hinhalten, weil man muss der Gottestruppe ja seine Dankbarkeit zeigen. Blasierte Wichser. Sie wissen, dass man sie braucht, wissen so gut wie man selbst, dass mit den Leichen, die sie beerdigen, bei dir Kohle reinkommt, dass sie darum dich anrufen sollen und nicht irgendein anderes Flittchen, und das lassen sie einen niemals vergessen. Am liebsten würde ich ihn Staub fressen lassen und zusehen, wie er daran verreckt. Aber ich brauch halt meine Stammkundschaft. Ist schwierig, jetzt noch neue Freunde zu finden. Nicht viele Bestatter haben Bock auf eine Nummer, wenn man mal jenseits der sechzig ist. Und den Vikaren geht es auch nur um Sex – sie wollen immer, deshalb rufen sie an, so läuft das Spiel. Das habe ich gelernt. Sex ist alles. Sex spielt bei allem eine Rolle. Alles, was man tut, ist Sex, und man merkt sehr wohl, wie es funktioniert, wenn es nämlich verdammt noch mal zu funktionieren aufhört. Also halt ich den Arsch hin, weil ich diejenigen brauche, die nicht mich sehen, wenn sie mich treffen. Ich brauche diejenigen, die sich erinnern, wie ich aussah, als ich noch jung war. Die mich durch Erinnerungen hindurch ansehen, die noch immer auf mich stehen, weil sie sich so gern an ihre Leben erinnern, als sie selbst noch jung waren. Ich brauche diese Jungs, weil ich jetzt nicht noch mal neue Freunde finden würde.

Das alte Mädchen stand auf dem Kirchplatz wie ein Hund ohne Herrchen, als ich mit meinen Taschen, meinem Rucksack und meiner Schwermut über der Schulter aus der Vorhalle kam. Ich dachte, sie will, dass ich einfach vorbeigehe. Ich weiß, wie es ist, das zu sehen, einen Sarg im Grab, wie tief in der Erde er ist, wie beschissen eigenartig, dass jemand drin ist, der einmal Teil von einem war. Ich würde mit niemandem reden, wenn ich jemanden zum Lieben hätte und der wäre gestorben. Aber sie schien das anders zu sehen, offenbar hatte sie das Bedürfnis nach Gesellschaft. Weil sie gleich scheißmunter wurde, als sie mich sah, es war, als würde sie mit dem Schwanz wedeln und zum Schnüffeln rübergetrottet kommen.

»Danke, dass Sie während des Gottesdienstes geblieben sind«, meinte sie und schaute mich an, als müsste ich jetzt was Beklopptes sagen, in die Richtung, wie nett es gewesen ist oder wo sie denn ihr Kleid herhat oder was sie denn nun mit dem Geld ihres Mannes anfangen will, jetzt, wo er es ja nicht mehr braucht. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Im Grunde hatte sich noch nie jemand für meinen Beitrag am Ganzen bedankt. Für gewöhnlich wird man ignoriert. Ein- oder zweimal war jemand angepisst, weil ich dageblieben war, um der Orgel zuzuhören, während sie die Leiche hinaustrugen. Noch nie in meinem Leben aber hatte sich bei einer Beerdigung jemand über meine Anwesenheit gefreut.

»Es war ein wunderschöner Gottesdienst«, sagte ich.

»Fanden Sie?«

»Aber ja. Die Musik war wunderbar. War es Ihr Ehemann?«

»Ja.«

Bescheuerte Frage. Ich konnte sehen, dass sie sich wünschte, in Flammen aufzugehen, zu Staub zu zerfallen. Natürlich war es ihr Ehemann. Leute in ihrem Alter kennen niemanden, außer dem Menschen, mit dem sie verheiratet sind. Darum ist es so wichtig, verheiratet zu bleiben, wenn man jemanden mal rumgekriegt hat. Weil die Welt um einen rum nämlich zu existieren aufhört, wenn man älter wird.

»Herzliches Beileid.«

Sie lächelte, so als wüsste sie so gut wie ich, was für eine beschissen leere Phrase das war.

»Vielen Dank. Sind Sie auf dem Rückweg zu Ihrem Stand?«

»Genau. Woher kennen Sie denn meinen Stand?«

»Ich habe Sie auf dem Marktplatz gesehen. Sie stehen doch vor der Guildhall. Auf meinem Weg zur Bibliothek bin ich immer bei Ihnen vorbeigekommen. Ich habe ihm immer Bücher besorgt.«

Ich dachte, wie stark das von ihr war, das sagen zu können.

»Oh, aha.«

»Und mir auch. Aber ich habe nie so schnell gelesen wie er.«

»Ja?«

»Er ist immer ein schnellerer Leser gewesen als ich. Dann mal einen schönen Nachmittag.« Sie senkte den Kopf, wie um mich vorbeizulassen, und ich nehme an, sie wollte, dass ich mich verpisse, oder etwa nicht, also sagte ich so was Ähnliches zu ihr, machen Sie’s gut oder was auch immer, Worte, die genauso wenig die richtigen waren, und ich ging weiter durch das Tor auf die Straße, vorbei an dem geschlossenen Pub und der Bowlingbahn, dem Laser Quest und dem YMCA und der Seitengasse in die Stadt hinein, vorbei an dem Nachtclub und dem Stripclub, dem komischen Chinesen und dem billigen Hotel. Durch mein Salisbury, diese andere Stadt, die man nicht von der Kathedrale aus sieht. Und ich dachte, ich wünschte, die richtigen Worte zu haben, um ihr damit irgendwie zu helfen. Wünschte, es gäbe irgendeinen beschissenen Satz, den ich sagen könnte. Wünschte, dass ich die Gefühle, die ich fühlte, ausdrücken und zum Fließen bringen und ihr so helfen könnte.

Und dann dachte ich, ich wünschte, ich hätte das, was sie gehabt hatte. Wünschte, ich hätte was zu verlieren.

Ich war als Kind ziemlich wild, aber er war noch wilder. Der Erste mit dreizehn – ich lag mit diesem blonden, verstrubbelten Jungen im Gehölz, den ich draußen auf den Feldern vor unserem Haus kennengelernt hatte. Keine Ahnung, warum ich da lag. Ich kannte ihn kaum, mochte ihn verdammt noch mal eigentlich gar nicht. Wir rannten ein paar Wochen zusammen durch die Gegend – küssten uns, hielten Händchen, und ich ließ ihn unter meinem Rock rumfummeln, und dann wollte er mich und ich ließ ihn einfach ran, glaube ich. Mit fünfzehn hatte ich mit fünfzehn Jungs geschlafen. Aber danach wurde die Anzahl der Jungs, die ich gevögelt hatte, schnell größer als die Anzahl an Jahren, die ich mit mir rumschleppte. Mit vierzig dann überholten die Jahre die Jungs wieder, und jetzt bin ich wieder wie ein Mädchen, wechsel wieder nur Unterhosen und nicht Liebhaber. So viel zum Thema zweite Jugend. Endlose dürre Jahre, die sich vor mir ausdehnen, in Ewigkeit, Amen.

Ich lernte sie bei Konzerten kennen und bin mit ihnen aufs Scheißhaus. Ich ging mit ihnen nach draußen, landete auf allen vieren auf den Bänken in Lizzy Gardens, während sie mich hinter mir enttäuschten. Ging mit ihnen auf Privatpartys mit, schlüpfte in Schlafzimmer, auch in jedes andere leere Zimmer, mit mehr als einem pro Abend, wenn mir danach war. Ich glaube, ich dachte, mir gefiel es. Ging mit ihnen in den Schuppen am Ende des Gartens, wo wir Dads Kram aufbewahrten, falls er je zurückkommen wollte und ihn holen, wenn sie nett oder clever genug waren, mich nach Hause zu bringen. Ging mit ihnen allen, weil es stets das zu sein schien, was sie wollten. Aber er wollte beim ersten Mal nicht mit mir gehen.

Wir lernten uns bei einem Diskoabend in einer Pfadfinderhütte in Harnham kennen. Nicht gerade der Ort, wo man vermuten würde, die Liebe seines Lebens zu treffen. Ich war hin, um mich nach Typen umzuschauen, und es gab dort eine Bar, und wir durften Wodka mitbringen. Ich und meine Ladys, ich und meine Girls. Ich habe heute mit keiner mehr Kontakt. Frag mich, was wohl aus ihnen geworden ist, ob sie reich sind oder glücklich. Und ich hoffe verdammt noch mal, es geht ihnen allen so beschissen wie mir.

Er war der größte Kerl dort, und ich wusste in dem Augenblick, als ich reinkam, dass er es auf mich abgesehen hatte. Manchmal spürt man das, wie Schwerkraft. Egal, wo ich im Raum stand, ich wusste immer, wo er war, in welcher Ecke, und wann er versuchte zu hören, was ich sagte. Als wär er ein Abfluss und saugte mich zum Erdmittelpunkt, und nach dem Abend war ich tatsächlich der Meinung, dieser Mittelpunkt wär dort, wo er war.

Und auf dem Parkplatz machten wir rum, und ich legte meine Hand auf seinen Schwanz, und er nahm sie weg. Also machte ich seinen Gürtel auf, griff hinein und wollte ihm da hinter der Pfadfinderhütte vor dem Astra, an dem wir lehnten, einen blasen, aber er sagte Nein, nahm meine Hand weg und ich verstand es nicht, es war mir peinlich, ich schämte mich dafür, dass er mich vielleicht doch nicht mochte. Aber er meinte, so sei es nicht, er wolle mich einfach am Wochenende sehen, dachte einfach, wir sollten uns vielleicht erst mal kennenlernen, bevor wir irgendwas machen würden.

Ich war siebzehn. Ich verliebte mich zum ersten und letzten Mal, verliebte mich in die Vorstellung, mich einfach mit jemandem zu unterhalten. Als ob er mir zuhören wollte, als ob er dachte, ich wäre vielleicht interessant.

Schon da, an diesem ersten Abend hinter der Pfadfinderhütte, mit meiner Hand an seinem Schwanz in der Hose, hatte er einen Plan und wickelte mich ein.

Ich hatte noch nie einen »Partner« gehabt. Was für ein ulkiges Wort, das – das selbst für ein Kind affektiert und altertümlich klingt. Aber noch heute höre ich Leute es benutzen, alte Leute, voller Angst, sich auch nur ein bisschen mehr auf ein beschissen echtes Leben einzulassen als mit sechzehn, voller Angst davor, irgendwie über das Provisorische hinauszugehen. Aber die meisten von uns sind halt wie beschissene Koffer, die zwischen anderen verlorenen Gepäckstücken hin und her rumpeln, oder nicht? Das ist das Problem.

Es war natürlich viel besser. Besser als die Mal-hier-mal-da-Geschichten, meine ich. Der Sex wird besser, nachdem man sich seine Geheimnisse erzählt, gequatscht und zusammen Abenteuer erlebt hat. Ich glaubte ihm nicht immer, wenn er mir sagte, dass er mich liebt, aber ich hörte es immer gern. Beschissen heftiges Gefühl, das. Als ob etwas in dir platzt, wenn du die Liebe erwiderst, wie beschissen heftiger Herzstillstand.

Er fing dann ziemlich bald an herumzuvögeln. Seitdem haben mir mehr als genügend Kassenpsychologen gesteckt, er sei ein Blutegel, ein Wichser, der mich ausgesucht hat, weil er mich für schwach genug gehalten hat, dass ich bei ihm bleibe, während er herumvögelt. Denn es ging ihm nicht um das Bumsen an sich, sich nächtelang herumzutreiben, oder um schöne Frauen, sondern er war süchtig danach, Mädchen zu betrügen. Nach dem Kitzel, den das brachte, dem Spaß. Geheimoperationen. Fickoperationen. Um kommen zu können, brauchte er jemanden, dem er wehtun konnte, darum ging es im Großen und Ganzen bei seinem Schwanzproblem. Und ich nicke noch immer, wenn sie mir das alles darlegen, nicke, wenn sie mir mein Leben erklären und darüber reden, als wäre es ein Beispiel aus einem Lehrbuch. Dabei wissen sie in Wirklichkeit einen Scheißdreck. Sie wissen gar nichts. Und wären sie an meiner Stelle gewesen, hätten sie ihm auch vergeben und alles und ihn jedes beschissene Mal zurückgenommen, wenn er wieder erwischt wurde, mit dem Schwanz in irgendeiner Fremden. Gab für mich einfach keinen anderen in der Welt. Hab ihn trotzdem gebraucht, auch wenn er mich beschissen hat. Ich hab ihn verdammt noch mal geliebt, kapiert?

Wir haben uns gestritten. Dann schlüpfte ich bei meiner Mum unter, wenn wir gerade miteinander sprachen, oder schlief bei einer Freundin. Er fand mich immer, denn die andere Sache, auf die er abfuhr, war, wenn ich ihm vergab. Kriegte einen Steifen, wenn er sich an meiner Schulter ausheulte, mir zu Füßen lag und heulte oder mitten in der Nacht ins Telefon. Und am Ende, zum Henker, schmolz ich dann jedes Mal dahin. In seiner Nähe kam ich mir wie ein beschissener Schneemann vor.

Das waren die ersten beiden Jahre. Dann kamen die guten Zeiten, weil er aufhörte. In dem Moment nämlich, als er erfuhr, dass ich einen Braten in der Röhre hatte, hörte er ewig lang damit auf.

Ich ging zurück zum Stand und hing dort den Rest des Tages rum, und er war genauso wie die meisten anderen Tage meines Lebens – beschissen ruhig, beschissen langweilig. Tag für Tag für Tag für Tag passiert nichts, und man hat stark das Gefühl, auf etwas zu warten, aber das Ding ist – und man bekommt Angst, wenn man innehält und darüber nachdenkt –, dass es gar kein Warten ist. Es gibt nichts zum drauf Warten. Man wartet auf nichts. Denn das ist einfach das Leben. Scheiße, ist das schrecklich, wenn man innehält und darüber nachdenkt. Wir trainieren alle für einen Wettlauf, der nie stattfinden wird. Deshalb versuche ich nicht mehr herumzugrübeln, als ich verdammt noch mal muss. Weil sie den Großteil deines Lebens berührt, diese Schrecklichkeit, also macht man sich gerade, hält die Schnauze, verdient sein Geld und hat seine Abende und versucht, sich abzulenken, besoffen genug zu bleiben, oder stoned genug, um nicht innezuhalten und nachzudenken. Und meistens kriegt man damit die Kälte vertrieben.

Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht für Nacht.

Am Abend packte ich zusammen, räumte auf, schloss ab und ging ins Hatchett und kaufte bei Dave ein halbes Kilo. Während wir redeten, starrte er mir die ganze Zeit über auf die Titten, was ich ihm aber nicht übel nehme. Ich hatte mir ja auch extra meinen Push-up angezogen, damit er was zum Glotzen hat. Ist in Ordnung, Dave jetzt, der Mistkerl. Ich genehmigte mir einen Wodka-Tonic und dann noch einen und noch einen und dann gingen wir nach hinten aufs Damenklo und schoben eine Nummer. Niemand benutzt je das Scheißhaus für Weiber im Hatchett. Keine beschissene normale Frau kommt hier zum Trinken her. Sie lassen es bloß zum Bumsen und Koksen offen. Und so endete mein Abend, wieder mal an eine Kabinenwand gedrückt mit dem lieben Drecksack Dave. Ich ging zurück zur Bar und nahm noch einen Drink und dachte aus irgendeinem Grund währenddessen daran, wie das alte Mädchen auf dem Friedhof gestanden hatte, konnte nicht aufhören, an die traurige alte Mistkrähe in ihrer traurigen alten Aufmachung zu denken, mit den abgewetzten Ärmeln, an denen sie so viele Jahre mit ihren Fingern nervös gezupft hatte, um sie lang genug zu machen, was sie einfach nicht waren. In Gedanken an sie und mit einem halben Kilo Gras im BH lief ich schließlich allein heim zur Coldharbour Lane, wobei mir nur die tätowierte Schwalbe auf meiner Hand den Weg wies.

Was sie jetzt wohl machte? Das hätte ich gern gewusst. Was tut man in der ersten Nacht, nachdem man seinen Kerl begraben hat?

Mir brach der Säuferschweiß aus. Denn seit ich immer mehr zulege und meine Körpermasse mich Stück für Stück niederringt, wird das mit dem Schwitzen nach dem Trinken immer schlimmer. Ich lag schließlich auf dem Rücken und starrte an die Decke. Und dachte daran, dass sie genauso irgendwo in Wiltshire lag, sah wieder und wieder ihr Gesicht, während sich der Raum um mich herum drehte. Ich hatte vergessen, die Vorhänge zu schließen, und während ich wach dalag, hatte ich das Gefühl, die Kathedrale würde womöglich rüberkommen und mich schnappen, ihre Beine aus der Erde ziehen wie Wurzeln und direkt zur mir rüberlaufen und durchs Fenster reinlugen. Ich hasse das rote Auge der Turmspitze. Starrt einen an wie das Wesen aus Herr der Ringe. Es singt dich in den Schlaf, lässt man es denn in den Kopf rein, während man sich eines Abends fragt, ob man denn eigentlich wirklich hierhergehört. Und du glaubst also, du hättest es verdient, hier zu leben?, fragt es. Du meinst, du hättest es verdient, dieselbe Luft zu atmen wie ich? Du glaubst, du gehörst zu meinen Leuten, wärst einer von ihnen? Wenn du das glaubst, kannst du dich verpissen.

Dealen ist mehr, wie einen Club zu führen, als ein echtes Geschäft. Ich verkaufe niemandem etwas, den ich nicht kenne. Ich habe meine Stammkunden, und um die Sache am Laufen zu halten, brauche ich niemanden sonst. Das ist angenehm. Und im Laufe der Jahre kommt man sich näher. Viele der Kids, an die ich schon verkaufe, seit sie vierzehn oder fünfzehn sind, sind jetzt dreißig. Ich sehe zu, wie es ihnen ergeht, sich die Klamotten ändern, Haarschnitte, die Schuhe, in denen sie angelatscht kommen. Die sind mir die Liebsten, die Kids, an deren Abiturnoten ich mich besser erinnern kann als sie selbst. Sie arbeiten jetzt alle bei Londis oder Costcutter oder Co-op oder Tesco, aber ich weiß noch, wie begeistert sie alle mal von der Vorstellung waren, Rockstars zu werden. Einige von ihnen bringen es natürlich zu was, klar. Ein Junge namens Liam ist los und hat für den Guardian gearbeitet. Keine Ahnung, ob er noch dort ist. Ein anderer namens Andy ist zur Polizei gegangen. Aber ich muss zugeben, der Durchschnittskiffer, und das sind die meisten von ihnen, ist jetzt nicht gerade ein Aufsteigertyp.

Der restliche Umsatz stammt von der Laufkundschaft. Reichen Kids, Oberschülern. Neugierigen, die der Meinung sind, man könne beim Kiffen was lernen. Sie kommen über Mund-zu-Mund-Propaganda zu einem, man ist beim Herausgeben der Telefonnummer ihnen gegenüber vorsichtig, und diese Neugierigen verpissen sich nach ein paar Jahren ohnehin nach London, weil sie der Meinung sind, in Salisbury ließe sich kein lebenswertes Leben leben. Blasierte Wichser. Aber solange sie sich hier rumtreiben, nimmt man natürlich ihr Geld. Man kann wohl sagen, dass man zum großen Teil von den Dummen und Versagern zehrt. Man sollte deswegen aber kein schlechtes Gewissen haben, man gewöhnt sich dran. Für sie ist man das Highlight der Woche, und auch wenn man ihnen nicht wirklich weiterhilft, so ist es doch ziemlich schwierig, sich schuldig zu fühlen, wenn sie sich freuen einen zu sehen. Ich verkaufe niemals vom Blumenstand aus, ich will da nichts vermischen, dealen tue ich also abends. Am Morgen besorg ich die Blumen. Und den ganzen Tag über trudeln die SMS ein und ich organisiere die Verkäufe. Und ich führe meinen Stand und rauche meine Kippen. Und am Abend dann treffe ich sie hier und dort.

Hochgenommen wurde ich dann am Abend nach der Beerdigung einer senilen Lady. Ich wartete im Vicky’s vor dem Scheißhaus auf einen Käufer, und der Pisser war zu spät. Hier ein paar goldene Regeln: Weiche niemals vom beschissenen Zeitplan ab, und wenn niemand kommt, warte verdammt noch mal nie auf diese Leute, denn es ist dein Arsch, den du riskierst, und du hast die Taschen voller Stoff, und du weißt nie, was passieren wird. Und da kommt plötzlich so ein Drecksbulle, ein Bullenschwein, er kommt um die Ecke, grinst schon so, als wüsste er bereits, dass er mich am Arsch hat. Packte und durchsuchte mich, und ich hatte knapp dreißig Gramm in mehreren Tütchen dabei – so läuft das, kiloweise kaufen, grammweise verkaufen. Und er führte mich ab, und ich meinte zu ihm, dass, wenn ich einen so großen Schwanz hätte, wie er einer sei, ich ihm damit den Ertrag seines ganzen braven Arbeitstages durch die Nase jagen würde, sodass es ihm zu den Augen wieder rauskäme, und dann saß ich in einer Zelle und er hatte mich eingeschlossen, der beschissene Wichser. Und ich saß auf dieser kleinen Bank, die man da hat, und wollte heulen, weil ich wusste, mit meinem Vorstrafenregister und den acht kleinen Tüten in meiner Tasche war ich am Arsch, ganz einfach. Sie würden mir das alles feinsäuberlich unter die Nase reiben.

Wird ja auch Smallsbury genannt. Jeder kennt jeden und weiß, was der andere so macht und wer wem auf den Fuß getreten ist, und natürlich wird man, wenn man lange genug in einer so kleinen Stadt verkauft, irgendwann hochgenommen, und ich nehm an, es war bescheuert, nicht darüber nachzudenken, als ich noch was dran hätte ändern können. Es ist mir bei all den Orten, an denen ich schon war, aber auch noch nie einer untergekommen wie dieser, wo man so schön sehen kann, wie kleinkariert die Menschen sind und wie gern sie ihre Nasen überall hineinstecken und in deinen Eingeweiden herumwühlen, um zu sehen, wie dein Leben so ist und was du damit anfängst. Wie wichtigtuerisch sie sind, von sich eingenommen, selbstverliebt, rumklüngelnd, unsicher, aufgeblasen, wie sehr sie sich immer nur um sich selbst kümmern. Smallsbury ist ein ziemlich exklusiver Club, der das auch ordentlich heraushängen lässt und in dem du niemals Mitglied wirst, und wenn du ihnen ein ums andere Mal in die Quere kommst, prügeln sie dir in irgendeiner Seitengasse die Scheiße aus dem Leib.

In den Jahren, in denen ich so rumgezogen bin, habe ich schon an vielen verschiedenen Orten gewohnt: Chichester, Putney, Harlesden, Holloway, Shepherd’s Bush, Norwich, Northampton, Oxford, Scarborough, Aberystwyth, Hull, South Shields, Ipswich, Exeter, Plymouth, Watford, Hereford, Golders Green, Andover, Tooting, Brixton, Earlsfield, Upavon, Corsham, Melksham, Trowbridge, Chippenham, Devizes. Ach, meine Wanderjahre. Aber nirgendwo sind mir Menschen begegnet, denen der Stock so tief im Arsch gesteckt hat wie denen in Smallsbury. Und dennoch habe ich aus dem einen oder anderen Grund hier eine Heimat gefunden. So läuft das im Leben halt. Wir suchen es uns nicht aus, wir werden hineingeboren, und so was wie Heimat muss es halt auch geben.

Mein Kleiner wurde geboren, mein kleiner Junge, und für lange Zeit war mir alles andere scheißegal. Es zählte bloß das, was ihn betraf, was es für ihn hieß, wenn dieses oder jenes sich änderte oder passierte. Von meiner Stütze und seinem Gehalt vom Bau mieteten wir eine Wohnung, und er nahm Arbeit in einem Café an, um ein bisschen aufzustocken, aber sonst besaßen wir gar nichts, kein Geld und nichts in der Wohnung außer dem, was wir bei unseren Eltern geschnorrt hatten. Ihm muss das peinlich gewesen sein, ein Job in einem Café – im Grunde ja Frauenarbeit. Und deshalb werde ich ihn auch niemals hassen. Weil er das für uns gemacht hat und das schon eine scheißgroße Sache gewesen sein muss für einen Jungen, der sich so gerne wie ein Mann verhalten hätte. Wir zogen durch die Kleiderkammern und besorgten uns alles für unser Baby – Videos und Spielzeug und Bettchen und Mobile für drüber und einen Kinderwagen, so Zeug. Meine Güte, man hat so eine Riesenliste, wenn man ein Baby kriegt. Ich war noch nie so glücklich – und auch seitdem nicht wieder – wie zu der Zeit, als wir die Wohnung einrichteten, und es war derart aufregend, weil wir uns wie Erwachsene verhalten haben, aber im Grunde gar keine waren.

Als Rich sechs Monate alt war, fing ich in demselben Café an zu arbeiten wie Jonno und ließ Rich bei Mum. Jedes Mal, wenn ich Mum traf, fragte sie, wann ich denn nun heiraten würde, und irgendwie, durch mich oder Mum, als sie auf irgendeiner Party besoffen war, kriegte Jon davon Wind und wir fingen an, darüber zu reden. Dass es uns gefallen würde, wenn unser Kleiner verheiratete Eltern hätte, einen richtigen Familiennamen, eine normale Familie, ein richtiges Leben, so in die Richtung halt. Zu der Zeit hatten wir sogar einen Farbfernseher, waren eine Weile lang ziemliche Streber. Und im Handumdrehen hatten wir im Standesamt einen Termin organisiert und im Red Lion eine Party, wo das ja jetzt so ein richtiges Ehemann-Ehefrau-Dings werden sollte. Dann verknackten sie Jonno eines Samstagnachts wegen Körperverletzung irgendwo im Stadtzentrum, und wir mussten dem Hotel, den Gästen, dem Standesamt so knapp absagen, dass alle angepisst waren und wir nichts von dem, was wir schon angezahlt hatten, zurückbekamen.

Das war ’ne harte Zeit. Und es war auch sowieso eine richtige Scheißidee, in demselben Dreckscafé zu arbeiten wie mein Macker, und es fehlte mir nicht, als er einsaß, wie wir uns vor Fremden anbrüllten, Tassen zertrümmerten, weil wir jeden Tag von morgens bis abends zusammen waren –, aber was wirklich schlimm war, war wieder zu meiner beschissenen Mutter in dieses furchtbare Haus ziehen zu müssen, wobei ich mir geschworen hatte nie zurückzukommen und Mum das auch gesagt hatte, als ich ging.

Ich zog den Kopf ein. Mum zahlte für alles und half mir mit Rich. Ich schrieb Jonno Briefe und besuchte ihn. Ich war ihm treu. Er glaubte mir nicht, aber ich ließ mich mit keinem anderen Typen ein. Ich hatte wichtigere Dinge im Kopf. Aber er war misstrauisch, ich nehme an, weil er wusste, es wäre genau das gewesen, was er sofort gemacht hätte, wenn ich je weggegangen wäre.

Mein kleiner Junge. Mein Rich. Er war so perfekt, das kann man gar nicht erklären, nicht mit einer Million Wörter, selbst wenn man denn die Zeit hätte, sie zu Papier zu bringen. Wenn ich darüber nachdachte, was der Junge mir bedeutete, kam ich mir wie eine Art beschissener Wolf vor. Ich zeigte meine Zähne, weil sich meine Gesichtsmuskeln anspannten, wenn ich daran dachte, wie sehr ich ihn liebte. Jonno verpasste seine ersten Schritte, sein erstes Wort. Ich musste ihm so viel erzählen, weil er nicht dabei war, und beim Gedanken daran, was da alles passierte, weinte er im Besucherraum, und ich versuchte nett zu sein, aber ich war gleichzeitig wütend, weil es ja seine Schuld war, oder etwa nicht, es war er selbst gewesen, der sich uns weggenommen hatte.

Dennoch war Richs erstes Wort Dad.

Als Jonno rauskam, dachte ich, wir würden unser gemeinsames Leben wieder aufnehmen, aber alles war anders. Er wollte nicht gleich wieder eine neue Wohnung suchen, meinte, er habe weder Arbeit noch Geld, wollte erst mal wieder selbst klarkommen, weshalb wir beide weiterhin bei unseren Eltern lebten. Von Hochzeit war nie wieder die Rede. Aber ich glaube, wenn wir drüber gesprochen hätten, hätte er gesagt, dass das alles Kinderkram ist. So benahm er sich – so als sollte ich kapieren, dass es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen war und er erkannt hatte, dass die Welt härter war als ursprünglich gedacht. Keine Sekunde nahm ich ihm ab, dass es daran lag. Ich hatte nie daran geglaubt, dass er unser kleines Baby so sehr liebte wie ich, aber ich dachte, er würde sich schon in all das reinfinden und das würde reichen. Aber nach sechs Monaten war von diesem Gefühl nichts mehr übrig. Sechs Monate und der Zauber war verflogen. Er konnte nicht verstehen, was die ganze Aufregung sollte, warum er sein ganzes Leben lang für diesen kleinen Scheißer blechen sollte, von dem er nicht mal wusste, ob er ihn sonderlich gern hatte. Ich glaube nicht, dass er überhaupt wirklich bereit war zu lieben.

Ich wusste also, was nun kommen würde. Ich sah ihm in die Augen, als er mir erzählte, er wäre diesen oder jenen Samstag mit den Jungs rumgezogen, und ich wusste, wie es weitergehen würde. Ich kümmerte mich um mein Baby und stritt mit Mum, aber daran, auszuziehen oder ihn zu fragen, ob wir vielleicht wieder zusammenwohnen wollten, dachte ich nie wieder, der Moment war vorbei. Ich konnte sehen, wie er hinter mir zurückblieb, wie ein Bahnhof, durch den man durchfährt, wie auf dem Heimweg von London durch Basingstoke zu kommen und zu sehen, wie hinter einem die Lichter verschwinden, während der Zug wieder ins Dunkel eintaucht. Und ich wusste bereits, was auf mich am nächsten Halt wartete. Dennoch war es ein Schock, ihn mitten dabei zu erwischen. Es war in erster Linie demütigend. Er bumste eine meiner Kolleginnen aus dem Café.

Sie gewährten Kaution, klar – bei Gras im Wert von hundert Tacken würden sie mich immer erst mal auf Kaution rauslassen, auch wenn sie mich später wieder einbuchten würden –, und ich verließ die Polizeistation, stieg zu Mom ins Auto und wir fuhren nach Hause. Mum kümmerte sich um mich, wie immer. Ich weiß nicht, warum ich sie immer so schlecht behandelt habe. Wenn ich etwas bereue, dann, wie alt sie jetzt ist und wie lange sie mein bescheuertes Verhalten hat ertragen müssen, denn auch wenn ich mich jetzt entschuldigen würde, wenn wir uns drücken und vertragen würden, würde es nichts ändern. Sie hätte sich trotzdem einen Großteil ihres Lebens mit mir herumschlagen müssen, die ich quasi die ganze Zeit wie eine dunkle Wolke über ihr hing, hätte trotzdem den ganzen Scheiß in ihrem Leben ertragen müssen, auch wenn sie mir vergeben würde. Darum habe ich wohl nie versucht, es wiedergutzumachen, nehme ich an. Wäre sinnlos gewesen. Wir fuhren ohne zu reden, aber dann legte sie noch im Flur los, noch bevor wir in der Küche waren, überhaupt nur den Kessel angeschmissen hatten.

»Was hast du dir dabei gedacht, Liebes? Was hast du denn da angestellt?«

»Es tut mir leid.«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Rita. Es ist ja dein Leben, oder?«

Und dann forderte Mum mich auf, mich zu setzen, stellte mir einen Becher Tee vor die Nase, zerknüllte die Enden der Ärmel ihrer schmuddeligen blauen Strickjacke in den Fäusten und knallte mir alles schön hin. Sprach es aus, das, was ich schon wusste, aber gern erst mal noch eine Weile verdrängt hätte, all das, was ich auf keinen Fall hören wollte – sie zwang mich, mich zu setzen und mir alles anzuhören. Was ich getan hatte, was aus mir geworden war, was zum Henker jetzt mit mir werden sollte.

Ich hätte es verbockt, sagte sie. Hätte meine Freiheit gegen ein paar zusätzliche Mäuse eingetauscht, weil sie mich todsicher einbuchten würden. Dabei hätte ich’s gar nicht machen müssen. Der Stand zahlte doch die Miete, ich hätte das Geld doch überhaupt nicht gebraucht. Wenn sie mir sechs Monate geben würden, erklärte sie, würde ich den Stand verlieren, sollten es überhaupt nur sechs Monate sein, und dann wäre da ein Scheißdreck, zu dem ich zurückkehren könnte. Sie fragte mich, was ich mir dabei gedacht hätte. Wie ich all das, was ich hatte, ohne einen beschissenen Grund hatte aufs Spiel setzen können. Und ich konnte es ihr nicht erklären. Dass ich das nämlich verdammt noch mal schon immer getan hatte, es eben das war, was ich tat, und ich also noch nie drüber nachgedacht hatte, damit aufzuhören, weil ich halt schon so beschissen lange dabei war. Wie hört man denn überhaupt mit etwas auf, das so tief im eigenen Leben eingegraben ist? Wie schneidet man einfach ein Stück von sich ab? Das Dealen war so normal wie Atmen gewesen, seit mein Baby zur Welt gekommen war.

Dann sprach sie mit mir über Rich. Meinen Jungen, mein Baby. Den Mann, zu dem er geworden war. Und genau das war die Sache, der ich nicht ins Auge sehen konnte. Der ich mich nicht stellen wollte. Denn er würde auf keinen Fall jemals wieder mit mir sprechen, verdammt. Er würde mir niemals meine Enkeltochter zeigen.

»Hast du darüber einmal nachgedacht?«

»Nein, ich dachte …«

»Ich glaube kaum, dass du überhaupt nachgedacht hast.«

»Ich dachte, es würde schon nichts passieren.«

»Du hast gedealt – natürlich passiert da irgendwann etwas.«

»All die Jahre und nie haben sie mich dafür hochgenommen.«

»Dafür aber für jede Menge anderer Dinge.«

»Ja klar, aber dafür haben sie mich verdammt noch mal nie hochgenommen.«

Sie schüttelte einfach den Kopf. Und ich diskutierte auch nicht weiter, weil das ja wohl kein Argument ist, oder? Nicht, wenn es passiert ist.

»Du hättest es kommen sehen müssen«, sagte Mum, so als ginge es um einen Zug und ich hätte an den Schienen gespielt, versucht, Pennies zu plätten. »Du hättest es kommen sehen müssen.«

Also stieg ich an dem Abend in mein Auto und fuhr nach Southampton. Das Herz schlug mir bis zum Hals und im Radio lief Spire FM, bis das Signal weg war und ich Solent hören musste. The spirit of Salisbury – one oh twoooooooo, Spire FM. Diesen Jingle höre ich mit seit Ewigkeiten an, und ich glaube, sie haben ihn nie geändert. Und mindestens die Hälfte der Songs ist auch von früher. Spandau Ballet sind bestimmt stinkreich mittlerweile. Wie auch immer, an diesem Abend hatte der DJ es auf mich abgesehen. Er spielte all die traurigen Lieder über Liebe, und ich weiß nicht, ob ich mich jemals so einsam gefühlt habe wie auf dieser Fahrt, während ich Celine Dion und Tina Turner hörte. Weil ich niemanden hab. Und keine Hoffnung darauf, dass von denen, die ich vermisse, einer wieder zu mir zurückkommen wird.

Rich wohnt in einer Nebenstraße der Portswood Road. Er ist Lehrer. Alle sind hier Lehrer oder Schüler. Er war schon immer ein schlauer, wunderbarer, einsamer Junge. Er hatte bereits vor so langer Zeit aufgehört mit mir zu reden, dass ich fast nicht mehr wusste, wie man zu ihm findet. Als ich parkte, wusste ich bereits, wie es laufen würde. Aber ich musste es durchziehen. Manchmal schreibt sich ein Stück selbst. An dem Tag, an dem ich meine Diagnose bekomme und der Krebs mich aufzufressen beginnt, werde ich denselben Gartenweg mit hängenden Schultern hinaufgehen. Einige Dinge müssen einfach passieren. Wenn man weiß, dass man an einen fernen Ort gehen wird, wie der Knast oder das Grab welche sind, versucht man einfach, sein Kind zu sehen.