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Von ihrem friedlichen toskanischen Grundstück aus beobachtet die Schriftstellerin Kit Raine die chaotische Ankunft dreier amerikanischer Frauen mit regelrechten Gepäckbergen und einem Hund im Schlepptau. Kit ist fasziniert. Das ist kein gewöhnlicher Urlaub, vermutet sie. Benvenute, herzlich willkommen. Die drei Frauen haben sich in North Carolina kennengelernt. Susan, die Verwegenste des Trios, hat die zwei anderen dazu überredet, ihre Aussichten auf einen respektablen Ruhestand sausen zu lassen und stattdessen die großzügige, verwunschene Villa Assunta zu mieten. Die Freundinnen sind aufgeschlossen und neugierig, müssen sich jedoch zuerst in der fremden Kultur zurechtfinden. Susan macht sich daran, den verwilderten Garten in eine romantische Oase zu verwandeln. Julia, ohnehin eine begnadete Köchin, ist fest entschlossen, eine Meisterin der italienischen Küche zu werden. Und Camille, die sich vor langer Zeit gegen eine Karriere als Künstlerin entschieden hat, um für ihre Familie da zu sein, überkommt bei den neuen und überwältigenden Eindrücken das Bedürfnis, wieder zu malen.

Kit begleitet die drei Freundinnen auf ihrem Weg und stellt dabei fest, dass auch ihr eigenes Leben noch einige Überraschungen bereithält …

›Das Licht der Toskana‹ ist ein Buch voll Wärme, Herzlichkeit und köstlichen Beschreibungen von Land und Leuten, Kochkunst und Freundschaft – eine einzige Liebeserklärung an Italien.

Autor

© Giulio Marocchi/Getty Images

Frances Mayes, 1940 geboren, gelang der Durchbruch als Schriftstellerin mit ihren weltweit erfolgreichen Titeln ›Rückkehr ins Paradies. Unser Jahr in der Toskana‹ (2001) und ›Das Paradies heißt Bramasole‹ (2002). Ihre Werke wurden in mehr als fünfzig Sprachen übersetzt. Unter dem Titel ›Unter der Sonne der Toskana‹ wurde ihr erstes Buch 2003 erfolgreich verfilmt. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann, dem Dichter Edward Mayes, in der Toskana und in North Carolina.

Frances Mayes

     Das
Licht
   der
Toskana

Roman

Aus dem Englischen
von Karin Dufner

Für Rena Williams

Geh auf Luft, auch wenn dein Verstand dir etwas anderes rät.

Seamus Heaney, The Gravel Walks

I

Ankünfte

Zufällig beobachtete ich die Ankunft der drei Amerikanerinnen. Ich las schon seit einigen Stunden im Garten, machte mir ein paar Notizen und malte schwarze Punkte an die Seitenränder, damit ich spannende Sätze später wiederfand, ohne dabei das Buch zu verunstalten. An Tagen wie diesen, an denen es immer früher dunkel wird, bekommt man gegen halb fünf plötzlich Lust aufs Abendessen, und meine Gedanken wanderten zu den Kalbsschnitzeln im Kühlschrank, und ich überlegte, dazu ein Büschel des Mangolds abzuschneiden, der noch im orto wucherte. Mangold mit Rosinen, Knoblauch und Orangenschale. Thymian und Petersilie für die kleinen Kartoffeln, die Colin am Ende des Sommers ausgegraben hatte. Da die Abende sich allmählich abkühlten, legte ich das Buch weg, holte den Holzkorb aus dem Haus und ging in den Schuppen, um Olivenästchen für den Grillkamin einzusammeln.

Wieder ein Vorwand. Ich schiebe es vor mir her, über Margaret zu schreiben, meine anstrengende und rechthaberische Freundin, deren Werk ich bewundert habe. Oh, das ich noch immer bewundere. Nur, dass sich dieses Projekt anfühlt, als wolle man modrige Streichhölzer anzünden. Anstatt etwas zu schreiben, lese ich die Romane immer wieder. Ihr Treppen zum Palazzo del Drago habe ich schon ein dutzend Mal gelesen.

Ein Buch kann eine Pforte sein. Jedes von meinen schottete eine nautilusartige Kammer fest ab (gibt es das Wort nautilusartig? In der Bedeutung, dass es sich auf ein U-Boot bezieht?) und öffnete sich dann auf den nächsten bewohnbaren Raum. Früher haben meine Themen stets mich ausgewählt. Ich folge gern schemenhaften Gestalten, die mir, manchmal knapp außer Sichtweite, vorauseilen. Zeilen, die plötzlich kehrtmachen und brechen wie die Zacken einer Herzkurve. Ist Boustrophedon nicht ein fließender Schreibstil, der die Wendungen eines pflügenden Ochsen nachahmt?

Manchmal lodert mein Schreiben auf wie ein Feuer, angezündet von Lausbuben auf einem Stoppelfeld. Dann bin ich überglücklich. Diesmal jedoch habe ich meine Freundin zum Thema auserkoren. Ich fühle mich wie auf dem College, als ich mich mit einer Seminararbeit über »Das Konzept der Zeit in T. S. Eliots Vier Quartette« herumschlug. Die Arbeit machte mir Spaß und beschämte mich zugleich, zeigte sie mir doch meine Grenzen auf.

Ich lasse mich leicht ablenken. Die verschrumpelten Äpfel auf der dritten Terrasse, die noch immer golden strahlend baumeln wie im Mythos der drei Grazien, verlocken mich, eine Galette zu backen. Fitzy hat Kletten in seinem seidigen Fell und muss gebürstet werden. Meine eigenen Haare sind zerzaust. Ich würde gern ein paar Freunde zu Polenta mit Steinpilzen einladen, denn zurzeit wachsen die funghi porcini unter jeder Eiche. Mein Geist schweift in unzählige Richtungen ab.

Wenn einen das Pflichtgefühl antreibt, ist man mühelos aus der Bahn zu werfen.

Während ich trockene Zweige vom Holzhaufen nehme, spähe ich von der oberen Oliventerrasse hinunter, als Gianni, der örtliche Taxifahrer, scharf in die lange Auffahrt des Anwesens der Malpiedis gegenüber einbiegt. Die Räder seines weißen Transporters knirschen auf trockenem Gras. Malpiedi – schlechte Füße. Ich habe italienische Namen schon immer geliebt, denn sie erinnern mich an die, die meine Freunde und ich angenommen haben, als wir auf der Brachfläche neben dem Haus meiner Familie in Coral Gables Indianer spielten. Wandering Bear, Deer Heart, Straight Arrow. Einer entschied sich sogar für Flushing Toilet – gespültes Klo. Hier jedoch gibt es Bucaletto: Loch im Bett. Zappini: Kleine Hacke. Tagliaferro: Eisenschneider. Und, noch seltsamer, Tagliagamba: Er schneidet das Bein ab. Vielleicht ein auf Lammkeulen spezialisierter Metzger? Cipollini: Kleine Zwiebel. Tagliasopra: Schneidet oben. Bellocchio: Schönes Auge. Wie lebendig diese Namen sind.

In meinen ersten Jahren in Italien, fasziniert von jeder Silbe, habe ich sie gesammelt. In Hotels, wo Telefonbücher auslagen, las ich die Namen nachts, nur wegen des Vergnügens, auf etwas wie Caminomerde, Kaminscheiße, zu stoßen. Da steckte sicher eine spannende Geschichte dahinter. Oder Pippisecca, Trockenes Rohr (oder Penis). Und der großartige Botticelli? Kleines Fass.

Die Schlechten Füße weilen inzwischen nicht mehr unter den Lebenden. Ich war beim Gedenkgottesdienst für Luisa, der Ehefrau, die sich an ihrem letzten Geburtstag eine erotisch dekorierte Torte gegönnt hat – Gestalten wie die in den Orgienfreskos aus Pompeji im Museum in Neapel, deren Phalli so lang sind, dass sie auf einem Tablett transportiert werden müssen. Als ich an dem Tisch in dem Restaurant vorbeikam, wo sie mit Freunden feierte, war ich schockiert beim Anblick der schrillen rosagrünen Torte, über die sich alle amüsierten. Danach war ich jedes Mal peinlich berührt, wenn ich auf Tito, ihren pummeligen, rundschultrigen Ehemann mit den Kaninchenaugen traf. Sie starb an einer Darmentzündung, einem plötzlichen Durchbruch, und ich wurde den Gedanken nicht los, dass es an einer Überdosis Torte gelegen hatte. Tito folgte ihr viel zu bald. Er erstickte wirklich, allerdings an gegrilltem Schweinefleisch, und niemand war da, der das Heimlich-Manöver beherrschte. Ich versuche, mir nicht auszumalen, wie seine glasigen Augen aus den Höhlen quollen. Grazia, die Tochter, die beim Lachen erst schnaubt und dann wiehert, strich einige Räume, baute eine Spülmaschine ein und suchte per Inserat Mieter, bevor sie zu ihrer kranken Tante in die Stadt zog. (Später erfuhr ich, dass der Mietvertrag auch die Möglichkeit einschloss, das Haus nach einem Jahr zu kaufen.) Grazia würde nicht zurückkommen, um in dem großen Steinhaus zu wohnen, in dem es sommers wie winters kühl war. Ich vermisste meine Nachbarn. Ja, sogar Grazias jahrelanges Herumkratzen auf der Geige, Luisas Klavier und Titos Saxofon. Stunden voller falscher Noten, die den Hügel hinaufwehten. Elf Jahre lang hatten wir auf demselben Abhang nebeneinanderher gelebt. Und dann, innerhalb von sechs Monaten, war das Haus leer. Nachts, wenn die tramontana von den Alpen herunterwehte, klapperte der Laden am Küchenfenster.

Ich habe das Haus schon immer geliebt. Groß, gedrungen und selbstbewusst steht es unverrückbar auf einer lang gestreckten Ebene auf unserem terrassenförmigen Hügel. Der gewaltige doppelflügige portone verfügt über Türklopfer mit Sphinxköpfen, beliebt in der Zeit, als Italien Ägypten ausplünderte. In dem Oberlicht über der Tür schlingt sich kunstvoll geformtes Schmiedeeisen um den Buchstaben S, vermutlich die Initiale des Menschen, der vor dreihundert Jahren so ein massives Haus gebaut hat. Wenn man die Jasminranken beschneidet, liest man die Worte VIRET IN AETERNUM, es gedeiht für immer. Ein ambitionierter Wahlspruch. Das Haus trägt den Namen Villa Assunta. Vielleicht wurde es ja am Feiertag ferragosto fertiggestellt, an Mariä Himmelfahrt. Oben sechs große quadratische Zimmer, unten auch. Nachträglich eingebaute Bäder, die aber in Ordnung sind.

Manchmal habe ich Tito und Luisa einen Korb Pflaumen gebracht, wenn meine Bäume unter ihnen zusammenbrachen. Die Tür öffnete sich, und ein Lichtstrahl fing sich in gebohnerten Ziegeln. Am Ende der Vorhalle sah ich ein großes Panoramafenster, erfüllt von sprießenden grünen Lindenblättern. Im Winter waren es kantige schwarze Äste, die an eine flüchtige Kohlezeichnung erinnerten.

Ich beobachtete, wie Giannis Transporter unten im Zickzackkurs durch den Olivenhain fuhr. Ein weißes Aufblitzen zwischen silbrigen Bäumen. Er fuhr die ungeteerte Auffahrt entlang und stoppte auf dem von Unkraut überwucherten Parkplatz neben dem Haus, wo Luisa häufig ihren blauen Fiat Cinquecento bei Regen mit offenem Verdeck stehen ließ. Oft schon wollte ich dieses Bild in einem Gedicht verwenden, aber es passte nie.

Drei Frauen stiegen aus. Nicht unbedingt die drei Grazien, da sie Handgepäck, unhandliche Rucksäcke und Reisetaschen schleppten. Gianni hievte vier mastodongroße Koffer aus dem Wagen und zerrte sie einzeln zur Tür. Ich konnte die Frauen nicht hören, die offenbar riefen und lachten. Wahrscheinlich wollten sie ihren Herbsturlaub hier verbringen. Gewisse Touristen meiden die hektischen Sommermonate und ziehen die ruhigere Jahreszeit vor. Hoffentlich würden sie nicht zu viel Lärm verursachen, denn Geräusche werden in den Hügeln weit getragen. Falls ihre Ehemänner eintrafen und alkoholgeschwängerte Abendessen veranstaltet wurden, konnte es chaotisch werden. Wer waren sie? Jedenfalls nicht mehr jung, das konnte ich sehen.

Meine eigene Ankunft hier – Dio, vor zwölf Jahren – steht mir so deutlich vor Augen, als wäre es gestern gewesen. Ich stieg aus dem Auto, betrachtete das verlassene Bauernhaus aus Stein, und ich wusste … was wusste ich eigentlich? Das ist es. Hier kann ich die Zukunft neu erfinden.

Dachten sie vielleicht das Gleiche? Margaret, mein Thema, meine verlorene Freundin, war lange, lange vor mir angekommen, und zwar in dem goldenen Steinhaus unter dem Turm des Il Palazzo (wirklich ein großer Palazzo), ohne zu ahnen, welches Leben sie hier vorfinden würde. Was sie als Erstes fand, war ein großes quiekendes Schwein, als Geschenk eingesperrt im Erdgeschoss von den Bauern/früheren Besitzern (Landeier, nannte sie sie).

Margaret war eine entschlossene Exilantin. Anders als ich, die kam und ging. Sie trug bestickte Pantoffeln und einen schwarzen venezianischen Mantel aus Devoré-Samt. Ein himmelweiter Unterschied zu diesen Neuankömmlingen in magentafarbenen, orangen und safrangelben aufgeplusterten Daunenjacken und Stiefeln.

Die in grellem Magenta holt einen Tragekorb für Hunde hinten aus dem Transporter. Sie kniet sich hin und befreit einen kleinen karamellfarbenen Kläffer, der die Frauen sofort tobend umkreist und vor Freude beinahe Luftsprünge macht. Wenn sie einen Hund mitgebracht haben, planen sie vermutlich nicht nur einen Kurzurlaub.

Während ich mehr Reisig einsammelte, verfiel ich in eine Art Tagtraum. Die Gesten und Bewegungen dieser Frauen erschienen mir auf einmal entfernt wie ein statisches Tableau. Die moderne Illustration eines mittelalterlichen Stundenbuchs: das beeindruckende Haus unter einem fleckigen grauen Himmel fängt die späten Sonnenstrahlen ein. Die Steine glänzen wie von Schneckenspuren bedeckt. Die gesprenkelten Fensterscheiben reflektieren das Licht wie ein Spiegel. Zwischen mir und der Villa Assunta malen die langen Schatten der Zypressen Streifen auf die Dorfstraße. Wie hinter einem Schleier (denn das Nachmittagslicht nimmt hier eine blasse honigfarbene Transparenz an) steuern die Zeitlupenfrauen auf die Tür zu, wo Gianni an dem Eisenschlüssel herumnestelt, der stets an einem zerschlissenen orangen Band an einem Haken innen neben dem Eingang hing. Ich wusste, dass sie gleich den Geruch nach alten Büchern einatmen würden, den ein unbewohntes Haus verströmt. Sie würden eintreten, das von goldenen Lindenblättern erfüllte Fenster in der Vorhalle sehen und vielleicht stehen bleiben, um zu schnuppern. Oh, hier sind wir also. Weshalb brannten mir plötzlich Tränen in den Augen?

Oh, Luisa, warum hast du dir nie das unebene Muttermal am Kinn entfernen lassen? Wieso nicht einmal das borstige Haar ausgezupft, das ich seltsamerweise immer berühren wollte? Zu spät. Du bist fort (wie lange, ein Jahr?) und Tito auch, ob er nun einen gewaltigen Phallus hatte oder nicht. Mit seinem bescheidenen Lächeln. Inzwischen sind die vielen Jahre in der wunderschönen alten cucina beinahe ausgelöscht. Der offene Kamin dort war groß genug, um sich einen Stuhl heranzuziehen, sich ein Schlückchen Vin Santo einzuschenken und Geschichten aus dem Krieg zu erzählen, als viele einheimische Männer barfuß aus Russland nach Hause gegangen waren. Die schusselige Grazia hätte den Garten besser pflegen können. Alles fort. Vom Winde verweht, das Buch, das ich als Teenager verschlungen habe. Noch immer ein wundervoller Titel. (Via col vento auch Margaret.) Was für eine scharfsinnige Schriftstellerin, la Margherita. Was für funkelnde Augen. Früher habe ich ihre präzise und knappe Prosa studiert. Ich bediene mich gern aus anderen Quellen, weil für mich alles miteinander zusammenhängt. Sie nie, und für sie hing nichts miteinander zusammen. Beim Schreiben kann man nicht verstecken, wer man ist.

Im Laufe der Jahre verschwand ihr Werk einfach aus dem Blick der Öffentlichkeit, selbst Die Sonne regnet auf blaue Blumen, das von der Kritik zerpflückt wurde und es dennoch auf die Bestsellerlisten schaffte. Die meisten meiner Freunde und Kollegen haben noch nie von ihr gehört. Ich fühle mich verpflichtet, das Interesse an ihren wenigen Werken wieder zum Leben zu erwecken. Nicht, dass ich die Macht hätte, ihr einen Platz im Literaturkanon zu sichern, falls es den überhaupt noch gibt.

Ankünfte. Sie bergen alle Potenzial. Ich erinnere mich an meine. Den schwarzen Eisenschlüssel, den Makler Pescecane (ja, Hundefisch) mir gab, nachdem ich die letzte Urkunde unterzeichnet hatte. Mein Weg durch die leeren Räume. Ich zählte sie, insgesamt elf, alle klein. Die vier untersten hatten früher Nutztiere beherbergt. Es gab noch die glatten Steinböden und eine weiße flauschige Schimmelschicht von der Harnsäure. Die Zimmer oben waren unglaublich hoch, da es dort einen längst eingestürzten Speicher zur Lagerung von Getreide und Kastanien gegeben hatte. Ich hatte die muffige cantina, angebaut an den langen Gebäudeflügel für Küche und Esszimmer, ganz vergessen. Ich weiß noch, wie die Riegel knirschten, als ich die Fensterläden aufstieß. Das Panorama eröffnete sich mir wie eine empfangene Gnade. Casa Fonte delle Foglie, Brunnen des Laubs. Vielleicht habe ich mich deshalb in das Haus verliebt. Wegen des poetischen Namens, verzeichnet auf den ältesten Karten der Umgebung. Außerdem passte er zu meinem grünen Grundstück voller Olivenbäume, Linden, Ilex und Pinien, terrassenförmig angeordnet an einem Hang. Ich hatte mich erst einmal im Haus umgesehen und erinnerte mich nicht mehr an die beiden offenen Kamine oben oder den durchhängenden Deckenbalken in der Küche. Auch nicht an die Mäuseskelette in der Speisekammer. Das Haus erschien mir von Anfang an als meines. Also krempelte ich im wahrsten Sinne des Wortes die Ärmel hoch und machte mich an die Arbeit.

Was die drei Frauen jetzt sehen: Wird es sich für immer in ihr Gedächtnis einprägen oder nach dem Ende des Urlaubs verblassen? Wie das Haus, das ich einmal im Juli im Mugello, nördlich von Florenz, gemietet hatte. Der Uraltkühlschrank war ein solches Iglu, dass man die Tür nicht schließen konnte. Wenn man den Griff berührte, bekam man einen Eisschock. Die Schlafzimmer habe ich nicht mehr vor Augen. Doch ich erinnere mich an jahrzehntealte Weihnachtskarten und Einladungen zu Taufen, die ich in einer Schublade des Sideboards entdeckte. Das Gedächtnis hat alle Türen in dem langen Flur geschlossen. Nur eine steht offen. Ganz am Ende, ein leeres weißes Zimmer mit einer Linie Taubenkot auf dem Boden unter einem Balken. Wer reißt seine Wurzeln aus und richtet sein Nest in einem fremden Land ein, wo er niemanden kennt? Ich habe es getan. Margaret, nun, sie war zum Zugvogel geboren. »Jetzt kannst du nie wieder nach Hause«, pflegte sie zu drohen.

Nur, dass man nach Hause kann. So drastisch ist der Schnitt nicht. Das heißt, bis man nicht mehr weiß, wo man zu Hause ist. Ich habe viele hoffnungsvolle Menschen erlebt, die herkamen, um hier von vorne anzufangen, nur um eines Tages aufzuwachen. Nach dem Umbau. Nach den Erfahrungen mit der italienischen Klassengesellschaft (Ich hatte gedacht, die Italiener seien locker). Nachdem der Brunnen ausgetrocknet war. Nach vielen alkoholgeschwängerten Mittagessen mit Menschen, die auch kaum Italienisch sprachen. Nach einem eiskalten Winter. Nach dem Gedanken Was, zum Teufel, mache ich hier?

Und dennoch werden wir von mächtigen Sehnsüchten angetrieben. Sowohl Margaret als auch ich. Im Bahnhof von Florenz blitzten Ankunftsankündigungen gleich neben den verlockenden Abfahrtszielen auf. Treni in arrivi, treni in partenze. Eins hing mit dem anderen zusammen. (Bis heute möchte ich in jeden einsteigen.) Margaret hat ihre Casa Gelcomino, das Jasminhaus, verlassen. Lange war es ihre Bestimmung, dann nicht mehr. Zwei Sommer kehrte sie zurück und wohnte bei uns. Inzwischen war sie Italien gegenüber kritisch eingestellt. Eines Abends riss ihr die Hutschnur, und sie sagte zu mir: »Du bist wie ein Kind. Naiv. Ständig staunend.« Ich schwieg. Sie hatte mich schon einmal beleidigt.

Colin wies sie zurecht. »Oh, Margaret, dir ist klar, dass das Mist ist. Kit sieht alles.« Und er schenkte ihr einen Schluck Grappa ein, um den Abend zu beenden.

»Italien ist ein altes Land. Zumindest das weißt du. Die Babys hier werden alt geboren. Das weißt du nicht.« Sie kippte den Grappa auf ex hinunter und starrte mich einen Moment mit geweiteten Augen an. »Buonanotte«, sagte sie.

Und diese drei, die sich gerade ihre Zimmer aussuchen und ihr Gepäck auf die Betten werfen, stellen in diesem Moment fest, dass es in toskanischen Villen keine Wandschränke gibt. Nur einen gewaltigen knarzenden armadio in jedem Raum. Was führt sie in Luisas karge Villa? Ist das Ende ihrer Geschichte bereits im Anfang enthalten? Eliots Im Anfang liegt mein Ende hat mich schon als Zweitsemester auf dem College in den Wahnsinn getrieben. Wie bedrückend, dachte ich damals. Doch jetzt frage ich mich, wann und wie meine Zeit hier enden wird. Schicksal, ein hochtrabendes Wort. Aber welcher rote Faden verbindet ein nicht vorhersehbares Ende mit dem Tag, an dem ich in einem weißen Sommerkleid hier eintraf, die Tür öffnete, die Arme hochriss, zum Erstaunen des Maklers herumwirbelte und rief: Ich bin zu Hause.

Als ich, den Korb mit Reisig in der Hand, zum Haus zurückkehre, explodiert die Sonne in glühenden Flecken auf den Seen unten im Tal. Ich habe einen Armvoll Mangold bei mir und Thymianzweige und Rosmarin in der Tasche. Colin winkt mir von der Haustür aus zu. Fitzy rast einem kupferfarbenen Blatt nach, das ins Gras trudelt. Treppen zum Palazzo del Drago liegt auf einem Terrassenstuhl. Gianni hupt und formt mit den Lippen buonasera, Signora, als sein Transporter, nun frei von Passagieren, vorbeibraust. Leise Musik – Thelonius Monk? – weht aus meinem Haus. Und da, plötzlich, hat sich das Thema mich ausgewählt.

Verrückter Salat

Colins Kalbsschnitzel, ein absolut ausgezeichneter Brunello aus unserem Vorrat und ein unerwarteter Regen, der gegen die schwarzen Fensterscheiben peitscht. Was könnte schöner sein? Ich habe im Leben viele wundervolle Erfahrungen gemacht, doch nichts übertrifft das schlichte Glück eines Herbstabends zu Hause, ein leises Cellokonzert von Bach und eine Handvoll Kastanien, die in der Glut rösten. Es ist ein großes Glück, hier zu sitzen und zuzuhören, wie Colin verschiedene Aufnahmen seiner geliebten Mozartopern miteinander vergleicht, über Das Passagenwerk von Walter Benjamin, das verwirrendste Buch, das je geschrieben wurde, spricht und erzählt, die Tasche seiner Cordhose sei gerissen. Außerdem sorgt er dafür, dass unsere Gläser stets halb voll sind, prostet einigen abwesenden Freunden zu, beugt sich vor, um das Feuer zu schüren, und sieht im flackernden Licht warm und attraktiv aus.

Als ich mein Glas kreisen lasse, werfen die Flammen strahlende Halbmonde an die Wand. Gebrochen, durchscheinend und miteinander kollidierend. Wie soll ich fortfahren? Was deutet auf das Schicksal hin, das mich erwartet, das diese drei Frauen erwartet, die inzwischen vielleicht Titos von Spinnen belagerten Weinkeller entdeckt haben und einige staubige, sicherlich schon umgekippte Flaschen Vino nobile di Montepulciano öffnen. In mein Gedächtnis hat sich ein Ritual der alten Ägypter eingebrannt. Am Tag der Geburt eines Pharaos begannen Sklaven, sein Grabmal zu bauen. Wenn mein Notizbuch mit dem guten Papier voll ist und meine Computerdateien an Aufzeichnungen und Listen von Wörtern und Fragen ersticken, werden die Neuankömmlinge auf dem Hügel dann fort sein? Wird Margaret endlich die letzte Ruhe gefunden haben? Werde ich gehen oder bleiben?

Ich halte mich für eine zuverlässige Erzählerin, bin jedoch nicht sicher. Ich gehöre zu den Schriftstellern, die gern an zwei Projekten gleichzeitig arbeiten. Oder an dreien. Gedichte kommen mir nun sporadisch in den Sinn. Ich erzwinge sie nicht. Darin bin ich mir mit Keats einig, der fand, Gedichte müssten einem so selbstverständlich zufallen wie Blätter von einem Baum. Um ein Bild aus dem Alltag zu wählen: Schreiben ist für mich wie Kochen. Wenn ich in der Küche bin, müssen alle Kochfelder auf höchster Stufe laufen. Obwohl das klingt, als sei ich eine Schriftstellerin unter Volldampf, habe ich nur drei Gedichtbände und zwei kurze Prosawerke verfasst. Das erste handelte von Freya Stark, die in den Zwanzigerjahren nach Arabien und Syrien aufbrach, wo noch keine westliche Frau je gewesen war. Sie war eine herausragende Autorin. Das zweite Buch, eine Kurzbiografie, befasste sich mit Maud Gonne. Yeats, mein ewiges Idol, liebte sie leidenschaftlich und widmete ihrem Gesicht einige unsterbliche Zeilen. Zwei der merkwürdigsten drehen sich ums Essen. »Hohl die Wange, als habe sie den Wind getrunken/Und ein Gewirr aus Schatten als Fleisch genommen.« In einem anderen Gedicht wählte sie einen »verrückten Salat zu ihrem Fleisch«. Sie war selbst ein verrückter Salat. Einmal hatte sie Sex im Grabmal ihres verstorbenen zweijährigen Sohnes. Sie hoffte, seine Seele für ein neues Kind einfangen zu können. (Eine Trauer wie ihre kann ich beinahe verstehen.) Die Schriftstellerei ist auch ein verrückter Salat. Außerdem ein verrückter Hauptgang und ein verrücktes Dessert.

Was verleiht mir das Selbstbewusstsein, mit einem neuen Buch anzufangen? Nun, ich habe für meine Anthologie Landkarten des Augenblicks zwei wichtige Auszeichnungen erhalten. Allerdings erregte George Clooney, der mit dem Motorrad durch meine Wahlheimat, das Dorf San Rocco, fuhr, bei den Einheimischen um einiges mehr Aufmerksamkeit als meine obskuren Preise. Die Toskaner lassen sich nicht sonderlich von Prominenz beeindrucken, nicht einmal von George Clooney, obwohl die Carabinieri in ihren Uniformen von Valentino den Bürgermeister zu meinem Haus eskortierten, damit er mir einen Strauß Lilien überreichen konnte. Ich flog nach New York, Boston, D. C. und an die Westküste. Wie traumhaft es ist, gefeiert und gelobt zu werden. Doch danach hatten die beiden gerahmten Urkunden keine großen Folgen mehr bis auf Angebote, an einigen Universitäten als Gastdozentin zu lehren, und weshalb sollte ich so etwas tun? Winter in Ithaca, Sommer in Arizona? Die beiden Stiftungen statteten mich mit beträchtlichen Geldsummen aus (zumindest beträchtlich für eine Dichterin), die ich dankbar dafür nutzte, die Sickergrube und die Heizung in meinem Haus zu erneuern.

Es heißt, Dichtung ließe nichts geschehen, doch in Wahrheit geschieht alles ihretwegen. Das Stromkabel, der Sprachduktus, die treffsichere Metapher, sie sind mein Zuhause, meine erste Liebe und das, weshalb Menschen zugrunde gehen, weil es in ihrem Leben fehlt. (Das hat schon mal jemand gesagt, aber wer?) Ich wurde geehrt. Viele Dichter mühen sich für immer in einem Vakuum ab. Ich wünschte, ich könnte daran glauben, dass ich die Auszeichnungen verdient hatte. Doch ich habe den starken Verdacht, dass das Leben in Italien, weit weg von den literarischen Intrigenspielen, eine Hilfe war. Vielleicht war ich ja die Einzige, auf die alle sich einigen konnten.

Falls Sie mich überhaupt kennen, was ich bezweifle, dann wahrscheinlich wegen Gesprengte Grenzen, meines Buches über Freya. Dank Margarets Beziehungen zu einem Produzenten geschah das Unfassbare, und aus meiner eindringlichen Hommage an eine meiner Heldinnen wurde ein Film, der in allen Kinos lief. Sicher haben Sie ihn gesehen, doch wer kennt schon den Autor, der hinter einem Film steht? Die keusche Freya wäre sicher nicht begeistert gewesen von der Sucht des Drehbuchschreibers nach Sexszenen mit syrischen Stammeshäuptlingen in der Wüste. Ich tröstete mich damit, dass viele Leser danach Freyas Bücher entdeckten. Sie (obwohl verstorben), Hollywood und ich verdienten Geld. Natürlich nicht Summen wie Online-Mogule oder sogar mein Cousin, ein Immobilienmakler, für mich aber ein Vermögen. Ich renovierte die Küche fertig und legte den Rest auf die hohe Kante.

Auch mein Buch über Maud eröffnete mir Zugang zu weiteren Welten. Sie rief mir einfach zu, sie wolle, dass über sie geschrieben würde, und ich hörte sie. Die Dramatikerin Orla Kilgren schrieb meinen Schwan von Coole für die Bühne um und verwob Yeats’ Gedichte wundervoll mit meinem Text. Fünf Jahre später hebt sich in Dublin noch immer an vier Abenden pro Woche der Vorhang. Colin und ich freunden uns durch verschiedene Inszenierungen und Festivals mit vielen Leuten an, und nur der Himmel weiß, wie viele Schauspieler und Regisseure den Weg in die Toskana zu erschöpfend langen Besuchen gefunden haben.

Als überzeugte Exilantin, die Europa seit ihrer Kindheit in Florida liebt, habe ich mich nie mit einem amerikanischen Thema befasst, und ganz sicher nicht gleich mit fünfen – den Frauen, mir und Margaret, die nur qua Geburt Amerikanerin war, und noch dazu aus Washington, D. C.

Ich werde mithilfe der kulturellen Erinnerung vorankommen, des Instinkts, mit wächsernen Schwingen, wenn es sein muss.

Zufällig

Während Colin das Feuer ausmacht, trete ich hinaus, um den schwarzwolligen, von strasssteinähnlichen Sternen übersäten Himmel zu betrachten. Anderswo leuchten sie, hier ist es ein gleißendes Strahlen. Man schnappt nach Luft und fällt am besten auf die Knie. Durch die Bäume wirkt das Haus der Malpiedis wie ein grauer viereckiger Fleck, der sich vom dunkleren Hügel dahinter abhebt. Schaut eine der Frauen aus dem Fenster und bestaunt das funkelnde Firmament? Heute Nacht bilden fünf Sterne, würde man sie mit einer Linie verbinden, einen Wasserfall, der sich auf ein Stück Mond ergießt. Träumt eine andere vielleicht gerade ihren ersten Traum in Italien? Und die dritte, den kleinen Hund zu ihren Füßen, schläft möglicherweise so tief, wie es nur auf dem Land möglich ist, dunkel und still. Um vier wird sie aufwachen, verdattert von der Erkenntnis, dass sie in Italien ist. Italien!

Die örtlichen Kunsthandwerker stellen noch immer leere Bücher mit Lederrücken und hübschen Deckeln aus Papier her. Freunde schenken sie mir zum Geburtstag. Gäste hinterlassen sie, begleitet von Briefen, in denen sie mir Inspiration wünschen. Eine Schriftstellerin braucht dringend ein leeres Buch, richtig? Weder in diesem Leben noch im nächsten werde ich fähig sein, all die bedrohlich weißen Seiten zu füllen, insbesondere deshalb, weil ich normalerweise mit einem Notizblock oder mit dem Computer arbeite. Heute Abend jedoch nehme ich ein ganz besonderes aus dem Regal. Ein knochenweißer Buchrücken aus Pergament und ein Einband mit abstrakten gelben Blumen darauf umhüllen ein dickes Buch, das sich leicht aufschlagen lässt. Werde ich meinen Weg finden? Ein Kritiker hat meine Gedichte als »karg und hart« bezeichnet. Meine Prosa hingegen wälzt sich in Details, in dem, was ich Illuminierungen nenne. (Warum Prosa schreiben, wenn man sich nicht kleine Abstecher erlaubt, um auf Umwegen zum eigentlichen Thema zurückzukehren?) Nun hoffe ich, am Anfang einer Odyssee von Hunderten von Enthüllungen und Geschichten beginnen zu können.

Das Ende? Wie die letzte Zeile eines Gedichts findet ein Roman (selbst dieses Zwitterwesen) womöglich, dass sich sein Ende anfühlt wie ein Anfang. Oder wie ein Herumwirbeln – eine Zehncentmünze, von einer hohen Brücke hinuntergeworfen.

San Rocco liegt gleich hinter zwei Kurven den Hügel hinab. Nur einen Zickzackmarsch eine Römerstraße entlang, und zehn Minuten später bin ich am Stadttor. Bestimmt haben sich die drei Frauen deshalb für das Haus der Malpiedis entschieden. Ich habe die Website gesehen: ein frei stehendes Haus in der Nähe der Piazza. »Städtchen fußläufig zu erreichen« ist das, was alle suchen. Wenn ich am Morgen wie immer zu Fuß hingehe, werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach einiges über die Ankunft der drei Frauen erfahren. Vermutlich hat sich der eine oder andere Zwischenfall über Gianni, den Taxifahrer, herumgesprochen. Und auch Grazias Meinung, verbreitet durch vielleicht drei E-Mails, wird man überall zitieren.

Vor dem Zubettgehen zeichne ich ein Orangenblatt auf die erste Seite und schreibe Neues Blatt.

Das Folgende wird sich langsam zusammentragen. Ihre Geschichten werden in der Stadt die Runde machen. Viele wird man mir persönlich berichten. (Oh, ich werde zweifellos etwas dazuerfinden.)

Selbst jetzt vergesse ich immer wieder Margarets Buch. (Ich lasse sie im Stich.)

Arbeitstitel: Margaret Merrill: Exil am Fenster. Ein kurzes Buch, eigentlich ein Tribut. Etwas, das zu vollenden ich mich verpflichtet fühle, da ich in unserer krisengebeutelten Freundschaft letztlich versagt habe. Das belastet mich. Quält mich, mag übertrieben sein. Doch es ist da, das bohrende Gefühl, dass etwas aufgeschoben wurde. Wie dass man keinen Arzttermin vereinbart, obwohl die Mammografie schon längst fällig ist, sodass man sich jedes Mal beim Ausziehen ausmalt, die geröntgten Brüste seien von weißen Kalkablagerungen durchsetzt wie die Oberfläche des Mondes.

Vielleicht findet sie hier wieder Platz zu atmen.

Ich tüftle mir meine eigene Geschichte zurecht und stelle Konstellationen nach. Ich darf wünschen, möglicherweise werde ich auch wünschen.

Die drei Amerikanerinnen trafen kurz vor dem ersten Frost im Oktober 2015 ein. Ihre persönlichen Geschichten fingen in einem »Es war einmal«-Land an, doch ihre gemeinsame Geschichte begann, wie die meisten, rein zufällig (was, wenn ich im Flughafenbus nicht neben Colin Davidson gesessen hätte?). Wie ich gehört habe, lernten sie sich Ende April in Chapel Hill, North Carolina, USA, kennen.

Als der Bus vor zehn Jahren den Bahnhof von Florenz erreichte, half Colin mir mit meiner unhandlichen Tasche. Eine Fremde kommt in die Stadt. Immer dieselbe Geschichte. Wir trafen zusammen. Millionen von Atomen schwärmten in der Luft und formierten sich neu. Ich habe einen ungewöhnlich starken Geruchssinn (nicht immer ein Segen). Als er meine Tasche am Straßenrand abstellte, stieg mir trotz der Dieselabgase sein Duft nach Limettenwasser und an der Sonne getrocknetem Leinen in die Nase, ein Geruch wie von einer idyllischen tropischen Insel, die ich noch nicht besucht hatte. Ich wollte mein Gesicht an seiner Schulter vergraben. Du bist hier, dachte ich. Er lächelte, und mir fiel irgendein Zitat ein, der Dichter mit den breiten Lippen. Wir sahen einander an, erstaunt, glaube ich. Eigentlich bin ich zurückhaltend und würde so etwas niemals tun. Und dennoch sagte ich ganz spontan: »Ich bin Kit Raine. Hast du Zeit, etwas trinken zu gehen?«

Auf die zweite Seite male ich ein großes X und schreibe X in Flux. Keine Ahnung, warum.

Unten ist alles dunkel. Ich verriegle den Fensterladen.

Benvenute. Willkommen.

II

Orientierung

Chapel Hill, North Carolina

»Du bist spät dran, Charlie, was in Ordnung ist. Ich habe sowieso keine Lust hinzufahren.«

»Bei Ingrid hat sich ein loser Draht in den Kiefer gebohrt, ich musste sie vor der Schule zum Kieferorthopäden bringen. Tut mir leid. Anscheinend haben sich diese Drähte bei der Hälfte der Kinder der Stadt gelockert. Über eine Stunde mussten wir auf eine Behandlung von fünf Minuten warten. Wenn Lara nicht da ist, spielt alles verrückt. Wir kommen noch absolut pünktlich an, Mom. Es fängt erst um elf an.«

Camille schlüpfte in einen leichten limettengrünen Pulli. Keine einfache Farbe für sie mit ihrer hellen Haut und den neuen blonden Strähnchen in den Haaren. Sie fand, dass sie im Flurspiegel aussah wie unter Wasser oder sogar, als habe sie Gelbsucht. Kurz war es ihr peinlich. Hat jede amerikanische Frau späten mittleren Alters blonde Strähnchen? Und was heißt überhaupt spätes mittleres Alter? Sie war doch einfach nur alt. Sie bemerkte hinter sich Charlie, der sie mit gerunzelter Stirn musterte, ein besorgter Gesichtsausdruck, den sie zum ersten Mal im Kindergarten bei ihm beobachtet hatte, als seine Süßkartoffel nicht ausschlug, während die der anderen schon herabhängende Ranken hatten. »Bestimmt wirst du begeistert sein«, sagte er. Nicht sehr überzeugend, dachte sie.

»Wo ist Lara diesmal? In irgendeinem exotischen Land?« Charlies dänische Frau Lara arbeitet für einen jährlich erscheinenden skandinavischen Reiseführer als verdeckte Hotel- und Restauranttesterin. Sie reist ständig, was Charlie dazu zwingt, seine Malerei zwischen dem Herumkutschieren von Ingrid und, seit Kurzem, der Aufgabe einzuzwängen, seine Mutter zur Physiotherapie, zum Bio-Supermarkt und, wie heute, zur Besichtigung von Cornwallis Meadows zu fahren. Normalerweise wäre Camille selbst gefahren. Doch drei Wochen nach dem Einsetzen des künstlichen rechten Kniegelenks fand er, dass es das Mindeste war, was er für sie tun konnte.

»Ich bin nicht ganz sicher. Vielleicht Vancouver.« Lara ist es, die Camille dazu drängt, nach Cornwallis Meadows zu ziehen, in eine idyllische Einrichtung für Menschen über fünfundfünfzig. Seit dem Tod von Charles senior im letzten Jahr redet Lara nur noch über die sechs Zimmer, die Verschwendung und darüber, wie einsam es sein muss, ganz zu schweigen von der Belastung durch die Berge eingelagerter Gegenstände in der Garage und auf dem Speicher. Charlie kann ihren Standpunkt nachvollziehen, sich jedoch nicht vorstellen, dass seine Mom nicht mehr in dem geräumigen, mit Holz verkleideten Haus wohnt, dessen Terrasse um eine Eiche herum gebaut ist. Wie viele Geburtstage sind unter dem Blätterdach gefeiert worden? Camille hat lange Blumenrabatten, ja, eine Menge Arbeit, doch sie liebt es, sich an Flammenblumen und Wermutkraut zu schaffen zu machen, jeden Herbst einige Hundert Osterglockenzwiebeln zu setzen und im späten Frühling voller Freude Pfingstrosen zu pflücken. Charlie erinnert sich ans Üben, daran, wie Ameisen aus den weißen und rosafarbenen Pfingstrosen auf das schwarz lackierte Klavier purzelten, während er »Ol’ Man River« und »Claire de Lune« in die Tasten hämmerte. Die weißen Blumen hatten einen rosigen Fleck in der Mitte, und er hatte gedacht, seine Mutter habe jede Einzelne geküsst.

»Vancouver klingt spitze. Ein tolles Abendessen und ein schickes Hotel. Den Job hätte ich auch gern.« Das war die einzige Spitze, die Camille setzte. Sie war einverstanden gewesen, sich Cornwallis Meadows anzuschauen. Sie wusste, dass ihre Schwiegertochter sie nicht nur manipulieren wollte. Sie machte sich ernsthaft Sorgen um Camille und überlegte, wie sie ihre, von Lara so genannte, »nächste Lebensphase« gestalten sollte. Allerdings hegte Camille den Verdacht, dass Lara ein Auge auf das Haus geworfen hatte, in dem Charlie aufgewachsen war. Das große Wohnzimmer mit seiner Glasfront, das Blick auf den Spit Creek bot, die Küche mit ellenlangen Arbeitsflächen aus Travertin. Wer konnte ihr das verübeln? Charlie würde es als Maler womöglich nie schaffen, sie aus dem zusammengeschusterten Billighäuschen in Karlswood Valley herauszuholen. In Wahrheit graute Lara vor den Flughäfen, dem Zimmerservice, den Kücheninspektionen, dem Bewerten von Duschkabinentüren, den Zimmermädchen, die anklopften, während man sich gerade zum Abendessen umzog, und dem Nachschauen unter den Hotelbetten. Ein glamouröser Job war das nicht gerade.

Vielleicht verhielt Charlie sich ja kindisch. Er wollte sich nicht vorstellen, dass das Haus weg war und dass Fremde ihren Golfschläger und ihren Weihnachtsschmuck auf dem Speicher verstauten, wo er noch immer seine alte Schnorchelausrüstung, seine Tennisschläger, seine Lehrbücher aus dem College und seine frühen Gemälde aufbewahrte. Die Bilder seiner Mutter lehnten dort auch noch am Gaubenfenster. Lara hatte erwähnt, dass sie, falls seine Mutter Cornwallis Meadows gefiele, vielleicht aus dem Backsteinhaus im Ranch-Stil mit seinen vier schuhschachtelgroßen Zimmern und den vergilbten Parkettböden ausziehen könnten. Charlie hielt das für unmöglich, solange seine Mutter nicht weiter für die Instandhaltung und die hohen Grundsteuern aufkam. Er wusste nicht, wie viel sein Dad hinterlassen hatte. Wie er annahm, genug für den Rest des Lebens seiner Mutter, und er hoffte auf ein hübsches Erbe danach. Über die gewaltige Lebensversicherung war er im Bilde, denn seine Mutter hatte ihm zum Geburtstag einen ordentlichen Scheck überreicht. »Mom, gib der Sache einfach eine Chance. Schau es dir an. Sei fair. Vielleicht gefällt es dir ja im guten alten Cornwallis. Die vielen Kunstkurse. Du hättest nie mit dem Malen aufhören sollen. Du weißt alles darüber – du hast dir jedes Gemälde nach 1500 gemerkt. Und das Restaurant soll angeblich gut sein: gegrillter Heilbutt, Braten, Huhn in Knoblauch. Ich habe die Speisekarte online gelesen. Jede Menge Auswahl zum Mittagessen und auch abends, also fällt das langweilige Kochen weg. Außerdem sind da Leute, mit denen du etwas unternehmen kannst. Du und Dad … ihr wart immer ein Team. Und du hättest deine eigene Wohnung und ein Auto.«

»Ich weiß, Schatz. Ich bin unvoreingenommen, aber meinem Knie geht es sicher bald besser, und ich …« Sie beschrieb eine Geste ins Wohnzimmer hinein, die die überquellenden Bücherregale, das Klavier, die beiden blauen Samtsofas und den von einer ihrer Reisen, stets »Expeditionen« genannt, in die Türkei mitgebrachten Teppich einschloss. »Charlie, das hier ist« – wieder eine Geste – »schon lange Zeit mein Zuhause.«

Charlie sah, wie ihre zweifelnde Miene einem Stirnrunzeln wich. »Mom, du wirst genau das tun, was du willst. Das machst du ja sowieso.«

Nett, dass er das findet. Seit dem Nachmittag im vergangenen Frühjahr, als Charles von der Arbeit nach Hause kam, hat sie keine Ahnung mehr, was sie will.

»Ich bin zu Hause«, rief er von der Tür aus. Seine letzten Worte.

»Ich bin in der Küche.«

Er warf seinen Aktenkoffer neben das Flurtischchen auf den Boden und ging ins Bad, um sich frisch zu machen. Da sie an der Spüle Salat wusch und das Wasser lief, hörte sie nicht, wie er dumpf auf dem Boden aufschlug. Niedergestreckt von einem schweren Herzinfarkt, der ebenso plötzlich wie tödlich war.

Cornwallis Meadows, früher ein großer Milchbauernhof, grenzte laut Schild an einen Handelspfad der Indianer (später ein Eselspfad), wo angeblich während des Unabhängigkeitskriegs der britische General und seine Soldaten entlangmarschiert waren. Die Anlage hatte es geschafft, sich eine Adresse in Chapel Hill zu sichern, obwohl sie sich, wie Charlie nun feststellte, in der Nähe von Hillsborough befand, also absolut in der Pampa. Seine Mutter drückte es klarer aus, als sie den alten Highway 86 entlangrasten: »Dieser Laden ist auf dem Mond.« Beide lachten, und Charlie öffnete das Schiebedach, damit der Geruch nach der braunen Erde gepflügter Felder, des zarten Frühlingsgrases rings um die Bäume und des nach dem Aprilregen in den Straßengräben plätschernden Wassers hereindrang. Bald würden die Heckenkirschen wuchern und ihren schweren Duft verbreiten. Ein Restaurant am Ort bietet jeden Frühling Heckenkirschen-Sorbet an, und Charlie lädt seine Mutter in dieser kurzen Jahreszeit stets zum Essen ein. Es macht ihn froh, wie sie die Freuden des Alltags genießt. Wie sie wegen eines Tulpenstraußes aus dem Supermarkt oder eines Korbs Pflaumen aus seinem Garten übers ganze Gesicht lächelt. Und dann fühlt er sich für ihre Freude persönlich verantwortlich.

Am weißen, weit offen stehenden Tor von Cornwallis Meadows bog Charlie hinter drei weiteren Autos ein und steuerte auf das von Säulen gezierte klassizistische Haus zu, das inzwischen den Speisesaal und die Repräsentationsräume der Anlage beherbergte. Das Haus hatte eine Ewigkeit lang der Familie Dalton gehört. Vor hundert Jahren hatten sie die Hälfte der Universitätsgebäude in der Gegend gestiftet, ebenso wie in jüngerer Zeit das medizinische Forschungszentrum, das noch immer Scharen von Menschen dazu verleitet, sich in der Nähe zur Ruhe zu setzen.

Spätere Generationen von Daltons hatten Tennessee-Traber gezüchtet, waren ungünstige Ehen eingegangen und hatten eine Menge des soliden Vermögens verloren, das der erste Tanner Dalton verdient hatte. Wie genau, weiß heute niemand mehr. Allmählich starb die Sippe aus, und der letzte Spross, Tanner IV, verkaufte, senil geworden, sein Land und Haus, heiratete seine Krankenschwester und zog nach Sarasota. Das beeindruckende Haus und das idyllische Grundstück, das sich bis zum Eno River erstreckte, wurde von einem Immobilienentwickler, unterstützt von finanzkräftigen Investoren, erworben. Und so entstand Cornwallis Meadows.

Hinter dem Haus sind weiße quadratische Nebengebäude verstreut. Vier stilvolle Einzelhandelsunternehmen, die Camille bereits kannte. Das Locavore-Café, ein Laden, der mit teurer Tischwäsche, Kerzen und Seife handelte, ein Friseursalon und Ink, ein Buchladen mit Renommee, der angesehene Schriftsteller zu Lesungen gewann. Die Straßen, die von beiden Seiten des Haupthauses abgehen, werden von Eigentumshäuschen im Landhausstil gesäumt, jedes mit einem kleinen Vorgarten und einem Lattenzaun. In der Ferne ragt ein großes, funktionelleres Gebäude empor, u-förmig mit einem Flügel mit Apartments für betreutes Wohnen und einem, der Pflegeabteilung und Hospiz beherbergt. Camille hatte C Meadows, wie die Bewohner es nannten, schon von innen gesehen, als sie Karen besucht hatte, eine Lehrerkollegin, die wegen Sehstörungen Hilfe gesucht hatte, nur um zu erfahren, dass sie an einem dinosauriergroßen Hirntumor litt, sodass ihr nach Ansicht der Ärzte nur noch zwei Monate blieben. Von den Pflegekräften behutsam umsorgt, hatte sie noch acht ruhige Monate gelebt. Als Camille sie kurz vor ihrem Tod besucht hatte, hatte sie sich anschließend im Buchladen etwas zu lesen besorgt und in dem Regal für antiquarische Bücher, noch originalverpackt, die entdeckt, die sie Karen mitgebracht hatte. Sie hatte Gäste auf Erden noch einmal gekauft. Ja, stimmt, hatte sie dabei gedacht, das sind wir auch.

Charlie stoppte vor dem Haus und sprang aus dem Auto, um ihr die Tür aufzuhalten. Camille stellte ihren rechten Fuß, die lädierte Seite, auf den Kies, schwang dann ihr anderes Bein aus dem Wagen und ließ sich von Charlie hinaushieven. Wenn sie erst einmal stand, war alles in Ordnung, doch aus dem Bett, einem Auto oder einem tiefen Lehnsessel herauszukommen sorgte dafür, dass ihr der Schmerz wie heiße Nägel durchs Bein schoss. Manchmal tat das andere Bein aus Solidarität ebenfalls weh. »Du siehst toll aus, Mama. Deine Haare gefallen mir so.« Camille sah toll aus. Die siebeneinhalb Kilo, mit denen sie sich als ihr Los abgefunden hatte, waren weggeschmolzen, sodass sich ihr schlanker Tennisspielerinnenkörper wieder so anmutig bewegte wie früher. »Die Trauer steht dir«, hatte eine Freundin vor Kurzem taktlos angemerkt.

»Tschüss, Schatz. Du brauchst nicht zurückzukommen. Sie haben hier einen Pendelbus in die Stadt. Ein kleiner Fußmarsch nach Hause wird mir guttun.«

Eine Frau in einer roten Hose und einem rot-türkisfarben gemusterten Pullover verharrte am Anfang des Backsteinwegs, der zum Haus führte. Sie musterte die Reihen von Begonien, rosa-weiß-rosa-weiß, zu beiden Seiten. »Mir wären Gruppen in Rosa und Gruppen in Weiß lieber«, sagte sie, als Camille vorbeikam. »Nicht aufgereiht wie die Zinnsoldaten.« Camille schmunzelte.

»Ich bin Susan Ware. Wollen Sie auch zu der Erstsemesterveranstaltung da drin?« Ihr Händedruck war fest und trocken. Der von Camille das genaue Gegenteil. Ihr gefielen Susans große graue Augen, eine Schattierung dunkler als ihr stacheliges graues Haar.

»Ja. Ich bin Camille Trowbridge. Ich verabscheue gerade Linien ebenfalls. Insbesondere bei Tulpen, denn die sind sowieso schon schlimm genug.«

Susan lachte erstaunlich laut. »Ja! Endlich jemand, der meiner Ansicht ist. Sie sehen aus wie aus dem 3D-Drucker. Können Sie sich dieses Beet mit Büscheln Weißfilzigem Greiskraut, Petersilie und Marien-Glockenblumen vorstellen?«

»Das wäre wirklich hübsch. Tja, zumindest schlagen die Begonien aus und halten bis in den Herbst.«

Sie folgte Susan hinein, wo man ihnen Namensschilder überreichte und sie mit der Wohnbereichsleiterin Blair Griffin bekannt machte. Sie war Hillary Clinton bis hin zum neonblauen Hosenanzug wie aus dem Gesicht geschnitten, schüttelte ihnen kräftig die Hand und begrüßte sie. »Wir wissen, dass Sie vom Leben in C Meadows begeistert sein werden, meine Damen. Das sind alle. Gleich werden Sie mehr erfahren. Schauen Sie sich im Haus um, machen Sie sich damit vertraut, und trinken Sie einen Kaffee, während wir auf die Nachzügler warten.« Ihre Assistentin versorgte sie mit Broschüren und zeigte ihnen, wo es Kaffee und Kuchen gab.

»Hassen Sie es nicht auch, Dame genannt zu werden? Oh, da ist ja Bitsy Sanford! Ist sie schon in Rente? Wir hatten vor hundert Jahren eine Fahrgemeinschaft.« Susan ging zu dem Lehnsessel hinüber, wo eine grobknochige Frau in einer gestreiften Bluse mit Schleife zusammengesackt vor ihrer Kaffeetasse saß. Camille schlenderte in den Speisesaal und begutachtete die Croissants und Bärentatzen.

»Hallo, guten Morgen. Die sind so lecker, wie sie aussehen. Ich bin Julia Hadley, aber ich kann Ihnen nicht die Hand schütteln, weil meine voller Butter ist.« Das stimmte. Außerdem hatte sie nicht bemerkt, dass sie mit ihrem Croissant ihr marineblaues Sakko und den Teppich vollgekrümelt hatte.

Lächelnd stellte Camille sich vor und nahm sich ein Croissant. »Wenn wir hier einziehen, kriegen wir so etwas wahrscheinlich jeden Morgen. Glauben Sie, die liefern sie auch bis an die Tür?«

»Das bezweifle ich. Und wenn doch, müssten wir die Gymnastikkurse bei Morgengrauen verdoppeln.«

»Ich schaue mich nur um. Ziehen Sie ein?«, erkundigte sich Camille.

Julia hielt inne. »Ich habe keine Ahnung, was ich tun werde.« Sie zuckte mit den Achseln.

Ich auch nicht, dachte Camille. Aber ich muss auch nichts tun. Ich werde nichts tun. »Ich brauche wirklich eine Veränderung«, brach es aus Julia heraus. Sie verstummte und verspeiste den letzten großen Bissen ihres Croissants.

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