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Tierischen Migranten auf der Spur: Kaninchenplage in Australien, Ameisen in Großcomputern und Krankenhäusern, Piranhas in französischen Flüssen – mit solchen Ereignissen beschäftigt sich die Invasionsbiologie.

Seit jeher ist die Besiedlung neuer Lebensräume für Tiere und Pflanzen eine Überlebensfrage. Früher gab es Hindernisse, die sich der Reiselust widersetzten. Gebirge, Ozeane, Kontinente, Wüsten bildeten unüberwindbare Barrieren. Mit dem Erscheinen des modernen Menschen hat sich die Situation verändert. Ein Netz von Verkehrswegen verbindet, was über Jahrmillionen getrennt war. Bei Warentransporten von einem Kontinent zum anderen reist die Natur mit. Bernhard Kegels faszinierendes Buch erzählt, welche erstaunlichen Folgen das für uns und unsere Umwelt hat.

 

 

Bernhard Kegel, geboren 1953 in Berlin, studierte Chemie und Biologie an der Freien Universität Berlin, danach Forschungstätigkeit, Arbeit als ökologischer Gutachter und Lehrbeauftragter. Er ist Gitarrist in diversen Berliner Jazzbands. Seit 1993 veröffentlichte Bernhard Kegel mehrere Romane und Sachbücher, zuletzt erschienen bei DuMont die Sachbücher ›Epigenetik‹ (2009) und ›Tiere in der Stadt‹ (2013). Bernhard Kegel lebt als freier Autor und Wissenschaftspublizist in Berlin.

 

Bernhard Kegel

DIE AMEISE ALS TRAMP

Von biologischen Invasionen

 

Die Ameise als Tramp

 

Zur Terminologie: Wenn im Folgenden von Ökologie die Rede ist, sind weder Atom- oder sonstige Kraftwerke noch Acryllacke, Kaseinwandfarben, chemiefreie Unterhosen, phosphatfreie Waschmittel, unlackierte Bleistifte oder die wünschenswerte Benutzung eines Fahrrades gemeint. Ökologie war und ist eine Teildisziplin der Biologie, die sich mit der Wechselwirkung der Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt beschäftigt, und genau so wird der Begriff in diesem Buch auch verwendet.

 

LOB DER SCHLECHTEN SELBSTEINSCHÄTZUNG

Der Mäusefalke findet sich wohlgeraten.

Den schwarzen Panther lassen Skrupel kalt.

Piranhas zweifeln nicht am Sinn ihrer Taten.

Die Klapperschlange akzeptiert sich ohne Vorbehalt.

 

Einen selbstkritischen Schakal gibt es nicht.

Heuschrecke, Alligator, Trichine, alles, was fleucht und schleicht,

lebt, wie es lebt, und ist zufrieden.

 

Hundert Kilo wiegt das Herz des Wals,

in anderer Hinsicht aber ist es leicht.

 

Es gibt hinieden

auf dem dritten Sonnenplaneten

nichts was tierischer wäre als das reine Gewissen.

 

Wisława Szymborska

(übersetzt von Karl Dedecius)

Vorwort zur Neuausgabe

Es ist für mich eine große Freude, dass Die Ameise als Tramp nun endlich in einer aktualisierten Fassung vorliegt. Mein kürzlich erschienenes Buch Tiere in der Stadt – Eine Naturgeschichte erfährt mit dieser Neuausgabe eine willkommene Ergänzung, denn die beiden Themen haben viel miteinander zu tun. Die neuen Tier- und Pflanzenarten spielen besonders in urbanen Lebensräumen eine wichtige Rolle (ohne dort besonders unangenehm aufzufallen), und Städte sind umgekehrt von entscheidender Bedeutung für deren Verbreitung.

Fast 15 Jahre sind seit Erscheinen der Erstausgabe vergangen und die Vorzeichen haben sich verändert. Damals wurden Begriffe wie »invasiv«, »biologische Invasion« oder »Invasionsbiologie« in deutschen Fachkreisen regelrecht vermieden, heute sind sie national und international allgemein gebräuchlich und das Thema ist zu einem der wichtigsten der modernen Ökologie geworden. Keine große ökologische Tagung kommt ohne einen entsprechenden Schwerpunkt aus. Gerade hat die Europäische Umweltagentur in Kopenhagen eine umfangr Studie über biologische Invasionen veröffentlicht und vor den Folgen der weltweiten Verschleppung von Pflanzen- und Tierarten gewarnt. Das Thema ist aktueller denn je, und es gehörte vor 15 Jahren, als ich dieses Buch schrieb, nicht allzu viel Mut und Fantasie dazu, genau das vorherzusagen.

Seitdem sind Tausende von Veröffentlichungen zu invasiven Organismen erschienen. Das Detailwissen ist explodiert, weil überall auf der Welt erkannt wurde, welches Schadenspotenzial sich hier im seltenen Worst Case entfalten kann. Das Problem wird ernst genommen und erhält endlich die Aufmerksamkeit, die es verdient. Kaum ein Land kommt noch ohne detaillierte Fallstudien und Managementpläne aus. Internationale Arbeitskreise und Datenbanken wie das europäische DAISIE-Projekt (Delivering Alien Invasive Species Inventories for Europe) sorgen für eine optimale Vernetzung der Forscher. Auch in der lange von größeren Katastrophen verschonten Alten Welt sind pflanzliche und tierische Invasoren aufgetaucht, die unübersehbare Spuren hinterlassen und Wirkung entfalten: eine Miniermotte, die weiß blühenden Rosskastanien schon im Sommer einen traurigen Herbst-Look verpasst, die Beifuß-Ambrosie mit ihrer gefährlichen allergenen Wirkung, asiatische Marienkäfer, die ihre einheimischen Verwandten zu verdrängen drohen, Bockkäfer gleichen Ursprungs, die unsere Laubbäume anknabbern, und andere mehr.

Umso wichtiger erscheint es daher, allgemein verständlich zu erklären und anhand von Beispielen aus der ganzen Welt zu erzählen, wie es zu dieser Situation kommen konnte, welche Rolle jeder Einzelne von uns dabei spielt und welche Mechanismen, neben unserer eigenen Unbelehrbarkeit, hier über Jahrhunderte am Werk waren und sind. In der vorliegenden Neuausgabe wurden die wichtigsten Zahlen und Fallbeispiele auf den aktuellen Stand gebracht. Wie sieht es heute in Guam aus? Was ist aus dem Viktoriasee geworden? Und wie geht es den letzten Takahes und Kakapos Neuseelands? Dies sind nur einige Invasionsstorys, nach denen ich oft gefragt wurde und deren Fäden ich versucht habe, dort wieder aufzunehmen, wo sie vor 15 Jahren liegen blieben.

Einleitung

»Damit uns kein Fehler unterläuft:

Wir erleben eine der großen historischen Umwälzungen

von Fauna und Flora dieser Welt.«

Charles Elton1

Frankreich, August 1993

Der Angler im südfranzösischen Département Lot-et-Garonne staunte nicht schlecht. Im Laufe der Zeit hatte er, abgesehen von ein paar Winzlingen, so ziemlich jede hier vorkommende Fischart zu Gesicht bekommen, aber was jetzt an seinem Haken zappelte, hatte er noch nie zuvor gesehen: 30 Zentimeter lang, ein flacher, scheibenförmiger Körper, silber-metallisch glänzend, an Bauch und Kiemen blutrot. Am auffälligsten waren die Zähne, unglaubliche Zähne, Zähne, die dem erfahrenen Angler sofort signalisierten, dass ein solches Tier normalerweise nicht hier lebte und hoffentlich auch nie hier leben würde. Als der zuständige Fischwart von dem Fang hörte, glaubte er zunächst an einen Scherz. Einige Tage später wurde ein zweites Tier gefangen. Es gab tatsächlich Piranhas in der Garonne! Die Behörden vermuten, dass sich ein Aquariumbesitzer im Fluss seiner heiklen Zöglinge entledigte.

Expansion ist ein Merkmal des Lebens. Überall und zu jeder Zeit versuchen sich Pflanzen und Tiere in neuen Lebensumständen. Sie tasten sich über die Grenzen ihrer bisherigen Existenz hinaus, scheitern und beginnen wieder von Neuem. Die Vielfalt der Anpassungen, die sich die Lebewesen zu diesem Zweck haben einfallen lassen, ist unüberschaubar. Sie laufen, schwimmen, fliegen, segeln, lassen sich treiben oder nutzen die Körper anderer Lebewesen als Taxiservice. Viele haben in ihrem Lebenszyklus spezielle Verbreitungsmechanismen entwickelt, Samen mit Fallschirmen oder Hafteinrichtungen, federleichte Sporen, mobile Larven. Sie gewährleisten, dass die zahlreichen Nachkommen über ein möglichst großes Gebiet verteilt werden. Verluste sind einkalkuliert. Die Entdeckung und Besiedlung neuer Lebensräume war und ist für Tiere und Pflanzen eine Überlebensfrage. Stillstand kann den Tod bedeuten. Tümpel trocknen aus, Seen verlanden, Wälder brennen ab, ganze Kontinente vereisen.

Lange Zeit gab es Hindernisse, die sich auch der ausgeprägtesten Reiselust widersetzten. Für einen Planktonkrebs der Karibik war es unmöglich, aus eigener Kraft in den tropischen Pazifik zu gelangen, genau so aussichtslos war der Versuch einer europäischen Maus, sich ins entlegene Tasmanien abzusetzen. Gebirge, Ozeane, Kontinente, Wüsten bildeten ein unüberwindbares Bis-hierher-und-nicht-weiter. Hätte es diese natürlichen Barrieren nicht gegeben, eine Fauna wie die Madagaskars, Australiens, Neuseelands, Hawaiis oder der Galapagos-Inseln mit ihren vielen Absonderlichkeiten hätte sich niemals entwickeln und erhalten können. Gerade ozeanische Inseln, von vielen Tausend Kilometern Wasser abgeschirmt, waren der ideale Nährboden für spektakuläre biologische Sonderwege, seien es die Beuteltiere in Australien oder die Riesenschildkröten auf Galapagos.

Mit dem Erscheinen des modernen Menschen hat sich die Situation grundlegend verändert. Vor dem Hintergrund einer Tier- und Pflanzenwelt, die darauf programmiert ist, sich zu vermehren und nach neuen Chancen und Lebensräumen zu suchen, beginnen wir die bestehenden Barrieren abzubauen, Kontinente zu durchstoßen und Ozeane zu verbinden. Ein immer dichter werdendes Netz von Verkehrswegen, von Kanälen, Straßen und Brücken, verknüpft, was über Jahrtausende und Jahrmillionen getrennt war. Schiffe und Flugzeuge transportieren unermessliche Warenmengen von einem Kontinent zum anderen.

Und die Natur reist mit, in Säcken, Ritzen und Kisten, verborgen im tonnenschweren Ballast aus Steinen, Erde und Wasser, versteckt hinter Rohren, Verkleidungen und Verstrebungen. Eine ganze Armada von Organismen lässt sich als blinde Passagiere mit verschiffen und landet so irgendwann an neuen Ufern. Andere reisen ganz offiziell, in Aktenkoffern, Spezialbehältern und Sammlungen, in Käfigen und schwimmenden Stallungen, sind Teil des explodierenden globalen Warenverkehrs. Manche werden in fernen Parks und Gärten gepflegt, brechen dann aus in die Freiheit, entkommen aus Umzäunungen, Gehegen und Zuchtfarmen oder werden ganz einfach in die Landschaft gekippt. Im Schlepptau der Menschen ergießt sich eine Welle von ökologischen Siegertypen selbst über die abgelegensten Gegenden der Erde. Eine Welt der unterscheidbaren Floren und Faunen wird so über kurz oder lang zum großen ›Durcheinander‹.

Die Biogeografie, die sich mit der Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten beschäftigt, droht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihr geht es wie einem Kommissar, der am Tatort eines Verbrechens entscheidende Beweismittel verschoben, vertauscht und verändert vorfindet und daraus noch den Hergang der Tat rekonstruieren soll. In einem Fachbuch beklagte jüngst ein Tiergeograf, »dass es unmöglich geworden ist, sich einen befriedigenden Überblick über Ablauf und Ergebnis der durch Einschleppung oder absichtliche Einbürgerung bewirkten Faunenveränderungen zu verschaffen«. Überall auf der Erde werden der tiergeografischen Forschung und verwandten Disziplinen »Grundlagen entzogen und Quellen verschüttet«.2 Eine neue Wissenschaft erhält Aufwind, die Invasionsbiologie.

Da die Welt immer enger zusammenrückt und die viel gerühmte menschliche Lernfähigkeit in diesem Fall offenbar blockiert ist, wächst sich die organismische Reisefreudigkeit – ob als blinder Passagier oder als gehätschelter Pflegling – zu einem riesengroßen Problem aus. Prominente Wissenschaftler halten es neben der immer weiter fortschreitenden Biotopzerstörung für die größte Gefahr, die den verbliebenen Naturräumen dieser Erde heute droht. Für einige ist es schlicht das Umweltproblem der zweiten Hälfte dieses Jahrtausends.3 Die öffentliche Aufmerksamkeit ist gering, zumindest bei uns in Europa. Die globalen wirtschaftlichen und ökologischen Schäden sind dafür umso größer.

Eine vom amerikanischen Kongress in Auftrag gegebene Studie4 (des Office of Technology Assessment) kalkulierte den bis 1991 in den USA durch nicht-einheimische Arten verursachten volkswirtschaftlichen Schaden auf fast 100 Milliarden Dollar. Aus Mangel an Informationen wurde dabei nur ein Bruchteil der etwa 30.000 eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten berücksichtigt. Auch die durch fremde Unkrautarten in der Landwirtschaft verursachten Verluste sowie Umweltschäden, etwa der Verlust einheimischer Pflanzen- und Tierarten, sind in dieser Summe nicht enthalten.

Neuere Untersuchungen gehen von weit höheren Zahlen aus. In den sechs Ländern USA, Großbritannien, Südafrika, Australien, Indien und Brasilien sollen über 120.000 eingeschleppte Pflanzen-, Tier- und Mikrobenarten für Schäden von mindestens 314 Milliarden Dollar verantwortlich sein – pro Jahr.5 David Pimentel von der Cornell University schätzt die jährlich allein in den USA entstehenden Schäden auf 120 Milliarden Dollar. In Deutschland summieren sich die von nur 20 ausgewählten fremden Pflanzen- und Tierarten verursachten Kosten laut Bundesumweltamt Jahr für Jahr auf maximal 263 Millionen Euro.6 Da die Zahl in der Natur etablierter Eindringlinge überall auf der Welt wächst und sie nur in Ausnahmefällen wieder zu beseitigen sind, werden die von ihnen verursachten Schäden weiter zunehmen.

Der Historiker Edward Tenner sieht darin einen typischen Racheeffekt, die offenbar unvermeidliche Konsequenz technologischer Innovation und allzu optimistischen Fortschrittsglaubens.7 Immer wieder und trotz aller einschlägigen Erfahrungen setzen die Menschen fatale Ereignisketten in Gang, die unumkehrbar sind. Oft sind handfeste ökonomische Interessen im Spiel, vielfach nur Ignoranz, Nostalgie oder romantisches Fernweh.

Freisetzungen fremder Pflanzen- und Tierarten geschahen in bester Absicht. Als Jagdwild, Pelzlieferanten, Schädlingsvertilger oder Erosionsschutz wurden sie geholt, als Waldzerstörer, Killer oder Verdränger einheimischen Lebens blieben sie. Die Namen, die man ihnen in ihren neuen Heimatländern gegeben hat, lassen erahnen, dass sie den Gastgebern nicht nur Freude bereiten: Von grünem Krebs ist die Rede, von Monstern, Killeralgen, apokalyptischen Pflanzen und ökologischen Bomben, vom Alptraum, geboren im Wasser, von Killerbienen, Mörder- und Unkrautbäumen, von schöner oder blühender Pest, von grüner Hölle und roter Flut … oder einfach von Mistzeug.

Die Wellen schlagen hoch. Die einen sprechen von ökologischer Minderwertigkeit, Überfremdung, Unterwanderung und Verfälschung, die anderen warnen vor »Gehölzrassismus« und einer »Hexenjagd auf Neophyten«.

Ausgerüstet mit Fallen, Gewehren und Giften, mit Spaten, Bulldozern und Kettensägen rücken überall in der Welt Arbeitskommandos aus, um unerwünschte Eindringlinge mit Stumpf und Stiel auszurotten. Ein meist vergebliches Unterfangen. Ob Wasserhyazinthen in Florida oder im Viktoriasee, Staudenknöterich und Spätblühende Traubenkirsche in Europa, Ginster in Kalifornien oder Kaninchen in Australien und Neuseeland, eine Rückkehr zum Status ante ist ausgeschlossen.

Nur wenige der Eindringlinge können sich in ihrer neuen Heimat auf Dauer halten. Andere überleben nur deshalb, weil die Menschen sie hegen und pflegen und immer wieder für Nachschub sorgen. Manche Invasoren überrollen das neue Territorium mit explosionsartiger Vermehrung und versinken anschließend in der Bedeutungslosigkeit. Andere führen über Jahrzehnte ein kümmerliches Schattendasein und setzen dann plötzlich zum unaufhaltsamen Siegeszug an. Das Ganze mutet an wie ein weltumspannendes populationsdynamisches Experiment und wird von manchem Forscher auch so wahrgenommen.

Die Invasionsbiologie hat viele seltsame, lehrreiche und spannende Geschichten zu bieten. Einige sollen hier erzählt werden, aus der Sicht eines Biologen, nicht der eines Historikers.8 Eine vollständige Darstellung verbietet sich von selbst. Die Verschleppung von Fauna und Flora hat vollkommen unüberschaubare Ausmaße angenommen. Trotzdem möchte ich in Zeiten der Globalisierung den Versuch wagen, das Problem der biologischen Invasionen als globales Phänomen darzustellen. Nur so kann man ihm gerecht werden.

Für mich als in Mitteleuropa lebenden Biologen ist es selbstverständlich, dass die Situation im Zentrum der Alten Welt einen Schwerpunkt dieses Buches bilden muss, zumal bislang keine allgemein verständliche Darstellung des Themas existiert. Die Lage in Europa ist vergleichsweise undramatisch, aber auch wir sind in dieses weltweite organismische Tohuwabohu verwickelt, obwohl kaum jemand davon Notiz nimmt. Die, die es tun, neigen oft zu heftigen Reaktionen. Ein Blick in andere Regionen der Welt hilft, die Relationen zurechtzurücken.

Die Alte Welt war im weltweiten Organismenverkehr eher Spender als Empfänger. Die Liste der in Europa lebenden exotischen Tier- und Pflanzenarten ist lang, sogar viel länger, als die meisten Menschen hierzulande ahnen, aber von katastrophalen Auswüchsen sind wir weitgehend verschont geblieben.

Andere Gegenden der Erde hatten weit mehr zu leiden, und dies nicht zuletzt als Folge europäischer Organismenexporte. Der Imperialismus der Europäer hatte eine oft übersehene ökologische Komponente, ohne die sein nachhaltiger Erfolg vor allem in den gemäßigten Klimazonen der Erde kaum möglich gewesen wäre.9

Zum Beispiel Neuseeland. Die Inselrepublik im fernen Südpazifik soll als Gegenstück zur Situation in Deutschland und Mitteleuropa dienen. Beide Länder liegen in ähnlichen Breitengraden – wir leben etwas polnäher als die Menschen down under –, beide Staaten sind etwa gleich groß. Aber die Unterschiede fallen eher ins Auge. Deutschland ist Teil des riesigen Eurasiens, Neuseeland hingegen eine der isoliertesten Landmassen der Erde. Erst in fast 2000 Kilometern Entfernung stoßen Neuseeländer auf ihren nächsten größeren Nachbarn. Die ursprüngliche Tier- und Pflanzenwelt beider Länder könnte unterschiedlicher nicht sein. Der Mensch spielt in Europa seit Jahrtausenden eine entscheidende Rolle, in Neuseeland erst seit wenigen Hundert Jahren. Wie werden zwei so verschiedene Ökologien mit dem Problem eingeschleppter Arten fertig?

Wem es nur darauf ankommt, dass alles schön grün ist, dem dürfte die hier beschriebene Entwicklung egal sein. Wem die Lebensvielfalt dieser Erde etwas bedeutet, ob aus ökonomischen, ökologischen oder ethischen Überlegungen, den kann das Phänomen nicht gleichgültig lassen.

Eine intensive Beschäftigung mit dem Problem der biologischen Invasionen erscheint dringend geboten, denn wir stehen an der Schwelle des biotechnischen Zeitalters10, und auf die Ökosysteme dieser Welt rollt eine neue Invasorenwelle zu. Der Zeitpunkt ist absehbar, in dem weltweit in großem industriellen Maßstab transgene, also vom Menschen genetisch veränderte Nutzpflanzen angebaut werden. In den Ställen werden transgene Nutztiere stehen und in den Fermentern der pharmazeutischen Fabriken transgene Mikroorganismen schwimmen. Es erscheint dringend erforderlich, sich darüber Gedanken zu machen, was passiert, wenn einige dieser Pflanzen und Tiere das tun, was schon Tausende und Abertausende vor ihnen taten: Sie werden ihre Felder und Umzäunungen verlassen, werden selbst auswildern oder ihre Gene in Wildpopulationen einkreuzen und in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt treten.

 

I. DIE VORGESCHICHTE

1. Großstadtdschungel

Kaum einem europäischen Großstädter ist bewusst, dass das, was er in der Stadt als Natur erlebt, eher dem Sortiment eines Kolonialwarenladens entspricht als einer natürlich gewachsenen Lebensgemeinschaft. Was in Parks, Gärten, auf Friedhöfen und Brachflächen wächst, ähnelt der Sammlung eines eigenwilligen Kunstliebhabers mit nur einem Auswahlkriterium: Grün muss das Bild sein, egal aus welcher Epoche oder Weltkultur. Sie glauben, ich übertreibe?

Machen wir einen kurzen Spaziergang durch Ihre Wohnung: Kakteen, Yucca- und andere Palmen, rotblühender Hibiskus auf der Kommode, ein ausladender Philodendron neben dem Fernseher. Haben Sie einen Balkon? Dann sind Sie vielleicht stolz auf Ihre prachtvollen Geranien, Fuchsien und Studentenblumen. Die Kastanien draußen in der Straße blühen leider nicht mehr, dafür platzen in den Vorgärten die dicken Knospen der Rhododendronbüsche. Thuja- und Ligusterhecken leuchten in dunklem Grün. Auf der anderen Straßenseite fährt der Wind in die Krone eines Götterbaums, daneben eine stolze Omorika-Fichte und blütenbehangener Goldregen, Hortensien, Sommerflieder, Schneebeere und Gemeiner Bocksdorn. Grüne Großstadtidylle, wie man sie sich nur wünschen kann, aber nichts davon ist ursprünglich in Europa heimisch, und die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Halt! Zwischen den Pflastersteinen zwängen sich einige Hälmchen ans Licht. Etwas Einheimisches! Vogelmiere, ein kümmerlicher Löwenzahn, verblühte Gänseblümchen und Achillea millefolium, die Tausendblättrige Schafgarbe.

Sie schütteln den Kopf, sind immer noch nicht überzeugt, wenden ein, Gärten seien vom Menschen gepflanzte Kunstgebilde, dazu da, mit ihrer Pracht die Sinne zu erfreuen, und im Stadtpark und erst recht im Wald sehe die Situation sicher anders aus?

Na gut. Ich erspare Ihnen den Park, denn die Liste würde genau so umfangreich ausfallen wie bei den Vorgärten. Gehen wir in den Wald!

Wir atmen kurz durch, genießen die gute Luft.

Welchen Wald meinen Sie? Die dichte Douglasien-Schonung? Herkunftsland: Nordamerika. Das Robinien-Wäldchen? Ebenfalls Nordamerika. Was ist dieser Unterwuchs, der im Herbst so schöne Beeren trägt? Späte Traubenkirsche, Herkunft? Na, Sie wissen schon. Und von dort kommt auch die Rot-Eiche, der Eschenahorn, die Kanadische Pappel. Amerika prägt nicht nur unseren Kinoprogrammen seinen Stempel auf.

Berlin, Mai 1997

Ein Leserbrief brachte es ans Licht. Die ZEIT-Autorin Godela Unseld machte für die Anwesenheit des mediterranen Zymbelkrauts (Lincria cymbalaria) in Mitteleuropa noch ein Wunder verantwortlich, ein aufmerksamer Leser wusste es besser. Er erinnerte an den 1906 verstorbenen Berliner Dichter Heinrich Seidel, der in einem seiner Werke ein umfassendes Geständnis abgelegt hat. Überall auf seinen Berliner Spaziergängen habe er die Samen des Zymbelkrauts ausgesät, schrieb Seidel, damit »noch ein kleines zierliches Pflänzchen, das aus dünnen Mauerritzen lieblich hervorgrünt, lebendige Kunde davon geben wird, dass der Verfasser […] einst über diese Erde gegangen ist«.1

Der Botaniker Jörgen Ringenberg hat 1994 eine detaillierte Untersuchung der Gehölzpflanzen der Hamburger Wohnbebauung veröffentlicht.2 Fast fünf Millionen Bäume begrünen Hamburgs Vorgärten, Hinterhöfe und Grünanlagen. Ihre überraschend große Zahl und Vielfalt übertrifft die der Straßenbäume (ca. 200.000) um ein Vielfaches. Ringenberg fand 489 verschiedene Holzgewächse, mehr als doppelt so viele wie alle in Deutschland heimischen Gehölzarten zusammen. 86 Prozent dieser im Hamburger Häuserdschungel gedeihenden Bäume, Sträucher und Lianen sind exotische Arten, nur der kärgliche Rest ursprünglich in Mitteleuropa heimisch. 24 Prozent stammen aus Zentral- und Ostasien, 16 Prozent aus Westasien und anderen Gebieten Europas, 12 Prozent aus Nordamerika, gut 1 Prozent aus Südamerika und Ozeanien. Afrika ist floristisch nicht vertreten. Auch hinter der mit 33 Prozent größten Gruppe, den Gehölzpflanzen, die vom Menschen in Kultur gezüchtet und verändert wurden, etwa dem Apfelbaum oder zahllosen Ziersträuchern, verbergen sich nahezu ausschließlich gebietsfremde Arten.

Ringenberg fand heraus, dass die Artenzusammensetzung willkürlich und ausgeprägten Moden und Trends unterworfen ist. Gepflanzt wird, was beim Nachbarn gefällt und was Baumschulen und Gartencenter günstig anbieten. Vorkriegs- und Nachkriegsbebauung unterscheiden sich nicht nur in ihrer Architektur. Auch das schmückende Grün reflektiert den sich verändernden Zeitgeschmack. Wo früher Pyramidenpappel, Blutbuche, Trauerweide und Magnolie gepflanzt wurden, sind es heute Silberahorn, Götterbaum und Cotoneaster. Einige Arten wurden erst in den letzten Jahren verfügbar und fehlen in den älteren Gärten. Unter den zehn am häufigsten gepflanzten Bäumen befinden sich mit Feldahorn, Hainbuche und Hängebirke nur drei einheimische. Sechs dieser zehn Baumarten sind Nadelbäume. Großstädter bedürfen eben auch und gerade im trüben Winter unserer Breiten der besänftigenden Wirkung grüner Pflanzen.

Hamburg, 1994

Der in der Wohnbebauung von Hamburg am häufigsten gepflanzte Baum ist die Serbische oder Omorika-Fichte (Picea omorika). In großem Abstand folgen Eibe, Feldahorn sowie Scheinzypresse und Lebensbaum, beide aus Nordamerika.3 Die Omorika-Fichte wurde 1875 in Südwestserbien entdeckt. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist erstaunlich klein. Sie kommt nur in schattigen Gebirgsschluchten des Balkangebietes vor. Wegen des schnellen und geraden Wuchses und ihrer geringen Empfindlichkeit gegenüber Luftschadstoffen wird der bis zu 40 Meter hohe Baum in verschiedenen Ländern auf seine Eignung als Forstbaum getestet.

Die Bilder gleichen sich: in Hamburg, Berlin, Freiburg, Bremen, Leipzig oder München. In einigen Berliner Parks stammen neun von zehn Baum- und Straucharten aus fremden Ländern.4 Untersuchungen in London, Auckland, New York oder Tokio kommen zu einem ähnlichen Ergebnis.

Städte sind die Knotenpunkte des internationalen organismischen Austauschs. Hier liegen seit jeher die liebevoll gepflegten Grünanlagen, Parks und Botanischen Gärten, hier enden Eisenbahnlinien, Straßen und Kanäle, landen Flugzeuge, befinden sich Häfen, Containerumschlagplätze und Lagerhallen. Hier begann die Erfolgsstory vieler »grüner Immigranten«.5 Städte bieten zudem ein großes Angebot an künstlichen, vom Menschen geschaffenen Existenznischen. Hier gibt es Müllkippen, Straßenränder, Trümmergrundstücke, Brachflächen, Böschungen und stillgelegte Bahngleise. Auf solchen Standorten machen überall in der Welt konkurrenzstarke Eindringlinge das Rennen.

Das Bild ändert sich nicht, wenn wir größere Einheiten betrachten, ganze Landstriche, Regionen oder Staaten. Schon 1916 hat der Berliner Botaniker Goeze eine Liste nach Mitteleuropa eingeführter exotischer Gehölze zusammengestellt.6 Er zählte 2645 verschiedene Pflanzenarten auf, von denen jeweils etwa ein Drittel aus Nordamerika und Ostasien stammt. Ihre Zahl hat seitdem noch deutlich zugenommen. Anfang der Achtzigerjahre wurden allein in Deutschland 3312 Baum- und Straucharten kultiviert. Zieht man die nur etwa 160 einheimischen ab, ergibt sich eine Gesamtzahl von nicht weniger als 3150 gebietsfremden Arten, das Zwanzigfache des heimischen Angebots.7

Nevada, USA, 1890

F. H. Hillman, Mitarbeiter einer landwirtschaftlichen Forschungsstation in Nevada, begnügte sich nicht damit, Broschüren mit Abbildungen gefährlicher eingeschleppter Unkräuter zu verschicken. »Zur Sicherheit« klebte er getrocknete Exemplare und Samen auf die Seiten seiner Informationsblätter, damit die Farmer die ihnen unbekannten Problempflanzen vor Ort durch direkten Vergleich leichter identifizieren konnten. Was aus den verschickten Samen wurde, kann man sich leicht ausmalen. »Unter den unzähligen Wegen, auf denen fremde Arten sich ausgebreitet haben könnten«, meint der Washingtoner Botaniker Richard N. Mack, »ist dies der einzige mir bekannte Fall, wo genau das Medium, das die Öffentlichkeit vor einer aufziehenden Gefahr warnen sollte, zu dem Mittel wurde, das aus der Gefahr Realität werden ließ.«8

Die bisher besprochenen Bäume und Sträucher sind fast immer bewusst eingeführt worden, historisch meist gut dokumentiert. Ungleich spärlicher sind die Informationen hinsichtlich der krautigen Pflanzen, all dessen, was Jahr für Jahr aus dem Boden sprießt, kein Holz bildet und im Winter in sich zusammenfällt. Sie wurden zum großen Teil passiv verschleppt, reisten als Verunreinigungen von Saatgut, als Vogelfutter, sogenannte Grassamenankömmlinge oder als Nutznießer der explodierenden menschlichen Transporte.9

Die Ausbreitungswege sind so vielfältig wie die Pflanzenwelt selbst. In einem einzigen Jahr (1912) holte sich Großbritannien mit Klee- und Grassamenimporten schätzungsweise zwei bis sechs Milliarden Unkrautsamen ins Land. Die an fremden Arten reichste Flora des Hamburger Hafens findet sich in der Umgebung der Getreidespeicher, wo Jahr für Jahr Millionen Tonnen Getreide, Soja, Raps, Futtermittel und Vogelfutter gelöscht werden, mitsamt ihren grünen Begleitern.10

Die neuen Pflanzen kamen ins Land und schlugen Wurzeln. Ausgehend von den Ballungszentren breiteten sich einige als sogenannte Eisenbahnpflanzen entlang den Bahntrassen ins umgebende Land aus. Beziehen wir diese Pflanzen mit ein, erreichen die Zahlen leicht schwindelerregende Höhen. Nicht weniger als 12.000 verschiedene Pflanzenarten sollen so im Laufe der Jahrhunderte aus aller Welt nach Mitteleuropa gelangt sein.11

2. Von alten und neuen Pflanzen

Die Wissenschaften, zumal die biologischen, sind für ihre Klassifizierungswut bekannt und berüchtigt. Vor dem Phänomen der pflanzlichen und tierischen Fremdlinge hat diese Leidenschaft der Forscher nicht haltgemacht, sondern wahre Wortungetüme in die Welt gesetzt. Versuchen Sie sich doch mal an: Ergasiophygophyten (Kulturflüchtlinge).

Ich möchte Ihnen Derartiges weitgehend ersparen, aber auf ein grundlegendes Begriffstrio können wir hier nicht verzichten. Nach dem Zeitpunkt ihres ersten Auftretens in unseren Breiten unterscheiden die Botaniker zwischen indigenen oder einheimischen Pflanzen sowie Archäophyten und Neophyten.

Auch die Zoologen haben sich auf eine entsprechende Terminologie geeinigt. Ob bei Tieren oder Pflanzen, Unterscheidungskriterium ist der Zeitpunkt ihrer Einführung durch den Menschen. Im Falle der Neophyten begann sie erst nach 1500 n. Chr., Archäophyten gelangten schon davor nach Mitteleuropa. Die Unterscheidung in Archäophyten und Neophyten orientiert sich an Kolumbus’ Entdeckung Amerikas, einer Art Zeitenwende in der Invasionsbiologie. Qualitative Unterschiede zwischen beiden Pflanzengruppen gibt es nicht.

Einige der bisher pauschal als Fremdlinge oder Exoten bezeichneten Gewächse gibt es also schon seit vielen Hundert Jahren bei uns, den Pflaumenbaum seit mehr als zwei Jahrtausenden. Das ändert nichts daran, dass diese Pflanzen ursprünglich nicht in Mitteleuropa heimisch waren und ohne Mitwirkung des Menschen vermutlich nie hierhergelangt wären.

Die Einführung fremdländischer Gewächse nach Mitteleuropa erfolgte in mehreren Wellen. Die erste liegt schon einige Tausend Jahre zurück. Vor 5000 Jahren holten sich die Menschen der Frühsteinzeit nicht nur die bekannten Kulturpflanzen ins Land, vom Getreide bis zu den Obstbäumen, sondern auch eine große Zahl an Unkräutern. Bereichert durch spätere Nachzügler ›erfreut‹ diese sogenannte Segetalflora seitdem jedes Bauernherz. Ackerwildkräuter wie Kornblume (Centaurea cyanus), Klatschmohn (Papaver rhoeas) und Echte Kamille (Matricaria chamomilla) sind durch ihr Verschwinden zu Symbolpflanzen für die umweltzerstörenden Einflüsse einer auf Maximalertrag getrimmten Landwirtschaft geworden. Keines der drei Kräuter ist bei uns heimisch.

Brandenburg, 1646

Der Große Kurfürst beschloss, sich wieder um den Ende des 16. Jahrhunderts hinter dem Schloss angelegten Lustgarten zu kümmern. »Hinter dem Schloß ist auch ein feiner fürstlicher Lustgarten mit mancherley schönen Obstbaumen, frembden Früchten und wohlriechenden Kräutern nach herrlicher Art gepflanzet und erbauet«, schwärmte ein Reisender im Jahre 1591. Während des Dreißigjährigen Krieges war der Garten arg vernachlässigt worden. Kriegsgeschäfte gehen eben vor. Nun erging eine kurfürstliche Order an die Gärtner, den Lustgarten »nach der heutigen art […], so wol mit einheimischen als ausländischen Gewächsen reichlich zu bepflantzen«. Der Große Kurfürst ließ sich »aus Italien, Frankreich, England und Holland alle zu seiner Zeit bekannten Saamen, Gewächse, und Baumarten bringen. Seine auswärtig residirende Minister und Residenten konnten sich nicht beliebter machen, als durch Uebersendung von vorbesagten Gewächsen.«1

Im Mittelalter war die Zahl der in Zentraleuropa angepflanzten fremdländischen Bäume und Sträucher relativ klein. Die damals kultivierten etwa 30 Archäophyten, unter ihnen Apfel- und Birnbaum, Liguster und Esskastanie, waren schon seit der Antike bekannt und über die Jahrhunderte in Villen- und Klostergärten gepflegt worden. Sie stammten fast alle aus dem mediterranen Raum und den angrenzenden Gebieten Westasiens.

Das Jahr 1492 markierte einen Wendepunkt. Die infolge von Kolumbus’ Entdeckung einsetzende Kolonialisierung Amerikas führte mit einiger Verzögerung zum Import zahlreicher nordamerikanischer Arten (und umgekehrt). Die ersten Neophyten kamen nach Europa. Besonders in England herrschte reges Interesse an exotischen Gewächsen. Kew Gardens, der botanische Garten von London, entwickelte sich mit der Zeit zur Drehscheibe eines rasant ansteigenden und spätestens seit dem 19. Jahrhundert boomenden Handels mit exotischen Pflanzen aus aller Welt. Bald wurden kommerzielle Baumschulen und Gärtnereien gegründet, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen.

In Preußen regte Peter Joseph Lenné, der berühmte Gartenbaumeister, die Gründung einer Landesbaumschule Potsdam an. »Sie wird die Zucht und Pflege nicht bloß auf die hier schon kultivierten Waldbäume und Gesträuche richten, sondern auch auf diejenigen fremder Himmelsstriche, deren Gedeihen hier zu hoffen steht, ausdehnen, umso das Nutzbarste aus allen Weltgegenden dem Vaterlande anzueignen.«2 1830 lag die Zahl der von der Landesbaumschule Potsdam verkauften Gehölze bei mehr als 60.000.

Neben den im 18. und im 19. Jahrhundert beliebten Landschaftsgärten nach englischem Vorbild, in denen exotische Pflanzengestalten besonders vorteilhaft zur Geltung kamen, entwickelte sich bald auch die Forstwirtschaft zu einem bedeutenden Abnehmer exotischer Gehölze. In Versuchspflanzungen wurde die Eignung neuentdeckter Bäume für waldbauliche Zwecke geprüft. Ein 1806 erschienenes Forsthandbuch gibt bereits detaillierte Anweisungen, welche der eingeführten Baumarten für welche Standorte geeignet sind.3 Es fällt nicht schwer, sich die damalige Begeisterung vorzustellen. Die schier unerschöpfliche Natur schien für jeden etwas Passendes bereitzuhalten. Mit den exotischen Gewächsen war ein hohes Prestige verbunden, und ein Würdenträger versuchte den anderen zu übertrumpfen. Wurde in Berlin eine prächtige Allee mit südeuropäischen Kastanien gepflanzt, wollte man sich andernorts nicht lumpen lassen.

Aber es gab erste Zweifler. Adelbert von Chamisso war Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur ein berühmter Schriftsteller, sondern auch Naturforscher und Kustos am Berliner Botanischen Garten. Als solcher konnte ihm nicht entgehen, dass eine wachsende Zahl seiner Schützlinge den Sprung über die Gartenmauern in die Freiheit schaffte. Der florierende weltweite Handel und Austausch von Pflanzen blieb nicht ohne ökologische Folgen. »Wo der gesittete Mensch einwandert«, schrieb Chamisso, »verändert sich vor ihm die Ansicht der Natur. Ihm folgen seine Haustiere und nutzbaren Gewächse; die Wälder lichten sich; das verscheuchte Wild entweicht; seine Pflanzungen und Saaten breiten sich um seine Wohnung aus; Ratten, Mäuse, Insekten verschiedener Art siedeln sich mit ihm unter seinem Dache an; und wo er endlich den ganzen Flächenraum nicht eingenommen, entfremden sich seine Hörigen von ihm, und selbst die Wildnis, die sein Fuß noch nicht betreten hat, verändert die Gestalt.«4

Charles Darwin äußerte sich ebenfalls zum Problem der biologischen Invasionen. »Es gibt Fälle«, schrieb Darwin in seinem berühmten Werk Über die Entstehung der Arten, »in denen eingeführte Pflanzen sich in kaum zehn Jahren über ganze Inseln verbreitet haben. Manche Pflanzen, z. B. die Artischocke und eine hohe Distel, die über die weiten Ebenen von La Plata verbreitet sind und auf Flächen von vielen Quadratmeilen fast jede andere Pflanze ausschließen, sind von Europa eingeführt worden. Ferner gibt es in Indien Pflanzen, deren Verbreitungsgebiet […] vom Kap Comorin bis zum Himalaya reicht, die aber erst seit der Entdeckung Amerikas von dorther eingeführt wurden.«5

Für Darwin war der Siegeszug fremder Pflanzenarten ein hochinteressantes Experiment. Es diente ihm als Beweis, zu welch ungeheurer Vermehrung Organismen fähig sind, wenn günstige äußere Umstände, etwa das Fehlen natürlicher Feinde, einem Großteil ihrer Nachkommenschaft das Überleben sichern.

Ingo Kowarik, Hochschullehrer für Botanik an der Universität Hannover und Experte für fremde Pflanzenarten, hat aufgrund der alten Daten von Goeze eine Chronologie der Einführung neophytischer Gehölze nach Mitteleuropa konstruiert.6 Seine Auswertung ergibt eine Folge von Einführungswellen, die mehr oder weniger streng nach geografischen Herkunftsgebieten geordnet ist. Es begann mit Arten aus den benachbarten Gebieten Europas, vor allem des Mittelmeerraumes. Ihre Zahl stieg ab dem 16. Jahrhundert kontinuierlich an, erreichte aber Mitte des 19. Jahrhunderts eine Sättigung. Die Zeit der Exoten war gekommen.

Herkunftsgebiete: (von oben nach unten)
Ostasien, Nordamerika, Zentralasien, Mittelmeergebiet

Ein neues Reservoir faszinierender Pflanzengestalten wurde verfügbar und gierig angezapft. Der im 18. Jahrhundert sprunghaft ansteigenden Zahl nordamerikanischer Bäume und Sträucher folgten im Abstand von etwa 100 Jahren die Arten Zentral- und Ostasiens. Letztere haben sich, obwohl erst ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in nennenswerter Zahl importiert, zu Rennern entwickelt, die innerhalb von nur 80 Jahren den europäischen Markt mit etwa 900 verschiedenen Bäumen und Sträuchern überschwemmten.

Der enorme Zustrom fremder Pflanzen in den letzten 200 Jahren bedeutete eine völlige Umgestaltung des grünen Lebensumfeldes von Menschen und Tieren. Ein Großteil der heute in unseren Parks und Gärten blühenden Gewächse, aber auch viele wild wachsende Pflanzen waren vor 100 oder 200 Jahren hierzulande noch unbekannt. Da in der Abbildung die Arten Westasiens und anderer Gebiete Europas gar nicht dargestellt sind und die Entwicklung mit dem Jahr 1920 keineswegs abgeschlossen war, ist die heutige Situation aus Sicht der einheimischen Gehölze noch wesentlich ungünstiger.

Portugal, August 1993

Tausende von portugiesischen Bergbauern protestieren gegen die sich immer weiter ausbreitenden Eukalyptus-Plantagen. Mittlerweile ist jeder sechste Baum in Portugal ein Australischer Eukalyptus. Weltweit hat sich die von Eukalyptuspflanzungen bedeckte Fläche innerhalb von 40 Jahren verzehnfacht. Sie liegt heute bei sieben Millionen Hektar und verteilt sich auf 100 Länder der Erde. Die schnell wachsenden Bäume, die mit ihren tief reichenden Wurzeln den Grundwasserspiegel absenken können und deren Blätter kaum einem der Tiere ihrer neuen Umgebung schmecken wollen, sind nachwachsender Rohstoff für die Papierindustrie, für arme Länder ein wichtiger Devisenbringer. »Der Eukalyptus ist unser grünes Erdöl«, meint der portugiesische Industrieminister Amaral. Insbesondere in Brasilien und Thailand wurden riesige Regenwaldgebiete abgeholzt und in Eukalyptusplantagen umgewandelt.7

Wenn Sie mit einem engagierten Naturschützer durch den Wald schlendern, kann es passieren, dass Ihr Begleiter mitten im Satz nach einem üppig belaubten Ast greift und diesen mit deutlichen Anzeichen von Abneigung herunterreißt. Fragen Sie erstaunt nach, weil ein solches Verhalten nicht in Ihr Bild eines Naturschützers passt, murmelt Ihr Gegenüber vielleicht etwas von »Neophytengestrüpp«.

Viele Neophyten sind nicht wohlgelitten in ihrer neuen Heimat, ob bei uns, in Amerika oder im fernen Neuseeland. Wie schwer sich selbst Botaniker und andere Sachkundige mit der gewollten und ungewollten Bereicherung der heimischen Pflanzenwelt tun, zeigt die Tatsache, dass die Neophyten in der Liste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands lange überhaupt nicht vorkamen.8 Erst die 1996 erschienene Neufassung hat dem abgeholfen.9 Neophyten galten als unerwünschte Eindringlinge, deren störende Anwesenheit nicht mit einem Eintrag in die offizielle Liste aller wild vorkommenden Pflanzen gleichsam legalisiert werden durfte. Ihr Rückgang sollte mit Befriedigung zur Kenntnis genommen und eine mögliche Seltenheit nicht mit einer Gefährdungskategorie wie »vom Aussterben bedroht« geadelt werden. Mit der jahrhundertelangen Anwesenheit der Archäophyten haben sich Wissenschaft und Naturschutz abgefunden. Sie gelten als eingebürgert, sind längst Teil unserer Ökosysteme geworden und stehen friedlich vereint mit den einheimischen Pflanzen auf jeder Florenliste. Wie man aber mit den Neophyten umgehen soll, ist Gegenstand hitziger Debatten.

Welche Arten sollte eine solche Liste der Farn- und Blütenpflanzen überhaupt umfassen? Stellen Sie sich vor, ein reisefreudiger Mensch stößt auf seiner Tour durch, sagen wir, Südpatagonien auf eine reizende Pflanze, die ihn so fasziniert, dass er sie gerne im häuslichen Garten hätte. Er gräbt sie vorsichtig aus oder sammelt einige Samen und schafft es tatsächlich, sie heil um die halbe Welt zu transportieren. Zu Hause eingetroffen bekommt der Neuling, bevor er noch schlappmacht, sofort einen Ehrenplatz in heimischer Erde. Wer sollte unseren Reisenden daran hindern? Und siehe da, im nächsten Jahr belohnt ihn der jüngste Spross in seinem Garten mit einer entzückenden kleinen, violetten Blüte.

Sollte eine solche Pflanze in ein Verzeichnis aller Pflanzen Deutschlands aufgenommen werden, und wäre gar ihre extreme Seltenheit – es gibt sie bei uns nur dieses eine Mal – Grund genug, sie als stark gefährdet einzustufen? Sicher nicht. Dasselbe gilt auch für gelegentlich bei uns auftretende junge Feigenbäume und die kleine Dattelpalme, die jüngst in Kreuzberg entdeckt wurde. Ingo Kowarik schreibt, sie seien das Ergebnis einer »Verfrachtung der als Obst gehandelten Diasporen«.10 Zu deutsch: Sie sind die überaus ungewöhnlichen Resultate ausgespuckter Obstkerne.

Wenn Feigenbäume und Dattelpalmen in unserer Liste (vorerst) nicht zu finden sind, wer dann? Mittlerweile sind viele Neophyten derart weit verbreitet, dass sie zu den charakteristischsten Arten ganzer Pflanzengesellschaften geworden sind. Ist es sinnvoll, die Kanadische Goldrute, Solidago canadensis, nur deshalb nicht in eine offizielle Florenliste aufzunehmen, weil sie neophytisch ist, obwohl dieses Staudengewächs in zunehmendem Maße Brachländer aller Art besiedelt und mit ihren auffälligen gelben Blüten auch optisch unangefochten dominiert? Wie hin- und hergerissen selbst prominenteste Wissenschaftler sind, beweist folgender Satz des kürzlich verstorbenen Heinz Ellenberg, einem der bekanntesten Vegetationskundler Europas: »Die Kanadische Goldrute ist auf dem besten Wege, ein allgemeines Unkraut der Sozialbrachen (oder deren Schmuck?) zu werden.«11

Was also ist das ausschlaggebende Kriterium? Entscheidend ist nicht, ob eine Pflanze in irgendeinem Garten wächst oder wie häufig oder selten sie ist, sondern einzig und allein, ob sie sich, wie die Kanadische Goldrute, ohne Schutz und Betreuung durch den Menschen hier halten kann. Das gelingt ihr nur, wenn sie sich spontan vermehrt. Nur wenn die Neuankömmlinge Blüte und Samenreife erreichen, wenn ihre ausgestreuten, von Vögeln oder Wind verteilten Samen keimen und neue junge Pflanzen entstehen, wenn wirklich der gesamte Lebenszyklus durchlaufen wird, kann eine Pflanze als eingebürgert gelten. Die Botaniker sind wesentlich strenger. Für sie sind Pflanzenarten etabliert, wenn sie bei uns nachweislich mindestens zwei beziehungsweise drei spontane Generationen über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren durchlaufen haben. Nur solche Pflanzen können auch zur Gefahr werden.12

Kompliziert wird die Angelegenheit, weil manche Arten in der Lage sind, sich ungeschlechtlich, also vegetativ, zu vermehren. Sie bilden unterirdische Ausläufer und breiten sich aus, ohne dass es je zu geschlechtlicher Fortpflanzung und damit zur Produktion von Samen gekommen wäre. Diese Fälle gilt es zu berücksichtigen.

Legt man die strengen Kriterien der Botaniker zugrunde, dann reduziert sich die Zahl der bei uns wachsenden fremden Pflanzen erheblich, da alle sporadisch oder nur bei intensiver menschlicher Pflege gedeihenden Arten herausfallen. In Deutschland wurden etwa 600 dauerhaft eingebürgerte, also etablierte fremde Gewächse gezählt, vom Gras bis zum Baumriesen. Das entspricht etwa 18 Prozent aller bei uns wachsenden Arten.13 Auf dem kontinentalen Festland schwankt der Anteil etablierter fremder Farn- und Blütenpflanzen weltweit zwischen 5 und 30 Prozent.14 Auf Inseln kann er mehr als 50 Prozent erreichen. Die bei Weitem höchsten Zahlen werden in den urbanen und industriellen Zentren erreicht.

3. Tabula rasa – Mitteleuropa nach der Eiszeit

Die von den Menschen ins Land geholten Archäophyten und Neophyten trafen bei uns auf die einheimische mitteleuropäische Flora, jene Pflanzen also, von denen der Laie glaubt, sie seien hier entstanden und prägten seitdem unangefochten und dauerhaft das Landschaftsbild. Die Wirklichkeit ist sehr viel komplizierter. Denn genau genommen sind fast alle bei uns vorkommenden Organismen ehemalige Fremdlinge oder zumindest zurückgekehrte Klimaflüchtlinge. Ohne massive natürliche Einwanderung von Pflanzen und Tieren wäre Mitteleuropa heute eine deprimierende Wüstenei.

Schuld daran ist das Pleistozän, dieses dem feuchtwarmen Tertiär folgende Wechselbad von Kalt- und Warmzeiten, das Mitteleuropa zuletzt vor nicht einmal 20 000 Jahren in eine karge Kältesteppe verwandelte (Würm- oder Weichsel-Eiszeit). Mehrmals schoben sich dicke Gletscherfronten weit nach Süden, und jeder Vorstoß ließ die Zahl der überlebenden wärme- und feuchtigkeitsverwöhnten tertiären Organismen Mitteleuropas weiter zusammenschrumpfen. Als sich die Eismassen endlich wieder zurückzogen, hinterließen sie eine großflächig verwüstete und blankgehobelte Landschaft mit spärlichem Pflanzenwuchs.

Anders als in Nordamerika, wo sich große Gebirgszüge wie die Rocky Mountains und die Appalachen von Norden nach Süden erstrecken, verlaufen die zentraleuropäischen Gebirge in Ost-West-Richtung. Sie bilden eine natürliche, für die meisten Lebewesen unüberwindliche Barriere. Während Pflanzen- und Tierwelt in Amerika vor den vorrückenden Gletschermassen und dem sich abkühlenden Klima nach Süden auswichen und von dort das verwaiste Land nach Abklingen der Eiszeit wieder besiedeln konnten, war dies in Mitteleuropa kaum möglich. Die Pyrenäen, das Französische Zentralmassiv und die Alpen standen einer Rückkehr trotzig im Wege. Nur wenige der Pflanzen, die die Kaltzeiten am Nordsaum des Mittelmeers und in der Gegend um das Schwarze Meer überlebt hatten, schafften es, entlang von Rhone und Donau wieder zurückzukehren.

Das Resultat ist eine stark verarmte Flora. Nirgendwo sonst auf der Welt weist ein Gebiet gemäßigten Klimas eine so artenarme natürliche Vegetation auf, obwohl doch die geologischen Gegebenheiten in Mitteleuropa günstigste Voraussetzungen für eine hohe Vielfalt bieten.1 Europäische Wissenschaftler gehen deshalb relativ gelassen mit den von Menschen eingeführten fremden Lebewesen um. Für manche sind sie sogar eine willkommene Bereicherung, die vor langer Zeit entstandene Lücken wieder auffüllt.

Deutschland, 1993

In einer forstwissenschaftlichen Versuchsanstalt bei Göttingen beschäftigt man sich mit der Wiederansiedlung der in Europa ausgestorbenen Mammutbäume. Bis zur letzten Eiszeit gab es bei uns wie in Nordamerika 100 Meter hohe und mehr als 1000 Jahre alte Baumriesen. »Mehr Vielfalt, mehr Stabilität und neue ökologische Nischen für viele Arten« verspricht sich Jochen Kleinschmit von den amerikanischen Sequoien. Der Leiter der Versuchsanstalt rechnet nicht mit unerwünschten ökologischen Folgen, etwa durch die Auswilderung der Pflanzen. Mammutbaumsamen benötigen Waldbrände, um keimen zu können. »Es wächst nur, was gepflanzt wird«, sagt Jochen Kleinschmit.2

Durch Pollenanalysen sind wir über das, was sich in Europa nach dem Ende der Eiszeit abspielte, recht gut informiert. Vor etwa 18.000 Jahren war der Wendepunkt erreicht. In einem 8000 Jahre dauernden, von häufigen Rückschlägen geprägten Prozess glich sich das mitteleuropäische Klima langsam den heutigen Verhältnissen an. Birken und Kiefern kämpften sich als Pioniere voran und verwandelten den Landschaftscharakter. Aus arktischer Tundra wurde Wald.

Der Münchener Vegetationskundler Hansjörg Küster beschreibt, mit welchen Schwierigkeiten die einwandernden Baumarten zu kämpfen hatten: »Die Früchte und Samen mussten von den Winden, im Fell von Säugetieren oder im Magen der Vögel zuerst einmal ins Gebiet nördlich der Alpen gelangen. Und dort mussten sich die keimenden Pflanzen gegen die vorherrschende Vegetation durchsetzen […]. Die vielen Gräser und Kräuter bildeten einen dichten Wurzelfilz, der schwer zu durchdringen war.«3